Dienstag, Januar 31, 2006

Putin und die Dominotheorie

Der aufmerksame Peqblogleser müsste vertraut sein, mit der Kosovo-Dominotheorie.
Heute referiert niemand geringeres als Vladimir Vladimirovic Putin, Präsident der Russländischen Föderation, zu diesem Thema.

Putin klärte mit seinem Außenminister Sergej Lavrov den russischen Standpunkt beim bevorstehenden Treffen der Außenminister der Balkankontaktgruppe, welche sich eben auch mit den beginnenden direkten Verhandlungen über den zukünftigen Status des Kosovo befassen wird.

Die Lösung des Kosovokonfliktes sei für Russland nicht nur vom Standpunkt der völkerrechtlichen Prinzipien von enormer Wichtigkeit, sondern vor allem wegen praktischer Interessen im postsowjetischen Raum. Deswegen solle für den Kosovo eine Lösung mit universellem Charakter gefunden werden, da viele Konflikte im postsowjetischen Raum noch ungelöst wären.

Lavrov bestätigte, dass die russische Seite diese Position vertreten werde und fügte hinzu, dass im Vorfeld der Verhandlungen einige Partner aus der Kontaktgruppe versuchten in einem gemeinsamen Dokument die These zu vertreten, dass die Lösung des Kosovokonfliktes einmalig und kein Präzedenzfall werden soll.

Putin antwortete darauf, dass diejenigen eine einmalige Lösung suchen, die allgemeinen Prinzipien des Völkerrechtes umgehen wollen. Die letzten Jahre hätten gezeigt wohin diese Praxis führe.

Beide konstatierten, dass eine Lösung im Interesse Belgrads und der Kosovoalbaner sein müsse und dass die bevorstehenden Verhandlungen schwierig werden, weil die Kosovoalbaner momentan auf eine Unabhängigkeit der Provinz drängen, was sich von Resolutionen des UN-Sicherheitsrates unterscheide.

Putin stellt somit explizit fest, dass eine Unabhängigkeit des Kosovo auch Folgen für andere Teile der Welt hätte, eben auch für das so genannte „Nahe Ausland“ und somit Interessensphäre Russlands. Deshalb beharrt er auf Einhaltung internationaler Prinzipien. Gerade deswegen scheinen die Kosovoverhandlungen spannender zu werden, als von vielen westlichen Beobachtern vermutet, die einhellig von einer Unabhängigkeit der südserbischen Provinz ausgehen.

Zudem bleibt abzuwarten, wer sich, nach dem Tod Ibrahim Rugovas, auf Seiten der Kosovoalbaner als Kosovopräsident und Delegationsführer durchsetzen wird. Denn trotz aller unterschiedlichen Bewertungen zum Albanerführer - in einem Punkt stimmen wohl viele überein. Dass es sich bei Rugova doch um einen gemäßigten (nationalistischen) Führer handelte.
Die Bezeichnung Gandhi des Balkans finde ich trotzdem falsch, da Rugova aus PR-opportunistischen Gründen selbst keine Gewalt anwenden wollte, ihn das aber nicht hinderte den Westen und die Nato aufzufordern, für die Unabhängigkeit der Kosovoalbaner mit Waffengewalt zu kämpfen. Der Mann wollte sich einfach selbst aus PR-Gründen die Hände nicht schmutzig machen. Es gibt noch andere Punkte, die diese Opportunität belegen.
Wichtiger erscheint mir aber, dass er trotz alledem ein gemäßigter Führer war und nun die Frage ist, wer seine Nachfolger wird.

Außer dem Herausgeber der kosovoalbanischen Tageszeitung Koha ditore, Veton Surroi, der in meinen Augen moderater als Rugova selbst ist, haben gemäßigte Kräfte wohl keine Chance das Präsidentenamt zu übernehmen. In einem Monat sollten wir mehr wissen.



Da ich seit langem wieder etwas über meinen geliebten Balkan schreibe, verdient auch das Interview mit Christian Schwarz-Schilling, der heute dass Amt des Hohen Repräsentanten in Bosnien-Herzegowina übernommen hat, Beachtung.

Der 75jährige Schwarz-Schilling, der 1992 als Postminister zurücktrat, weil ihm Helmut Kohls Bosnienpolitik nicht radikal genug war, wird in deutschen, aber nicht nur diesen Medien zurzeit als Balkankenner gelobt. Vergessen sind wohl seine antiserbischen Eskapaden zu Anfang des Bosnienkrieges, vor allem die Märchen von serbisch-mengelschen Versuchen an muslimischen Frauen.

Hier dazu ein Interview mit Johann Becker vom Marburger Institut für Friedensforschung. (in Zeit-Fragen Nr. 46, Artikel 8 vom 21.11.2005)

„- Aber Herr Becker, dessen Amtszeit [Paddy Ashdown] endet doch, heisst das, dass danach was Neues kommen muss?

- Ja, danach kommt was Neues. Wir kommen vom Regen in die Traufe. Der neue Hohe Repräsentant wird vermutlich Christian Schwarz-Schilling heissen. Und Herr Schwarz-Schilling, ich möchte daran erinnern, ist der Mensch, der die Sage von Mengeles serbischen Erben, so wurde damals in der Presse tituliert, erfunden hat. Er hat damals die Mär in die Welt gesetzt, die Serben hätte gefangenen Muslimen Hundeföten eingepflanzt. Er hat bis heute keine Beweise dafür gebracht, das heisst, das war eine Mär…“

Dieser Mann ist nun dazu auserkoren worden, die Bevölkerungsgruppen in Bosnien-Herzegowina zusammenzuführen. Doch nun zu seinem Interview mit der Süddeutschen Zeitung:

Er stellt fest, dass sich Serbien damit abfinden müsse, dass die serbische Republik (Republika Srpska) eine Region Bosniens sei und kein Faustpfand Serbiens für die Verhandlungen über den Kosovo. Zudem argumentieren nur diejenigen, die eine Weiterentwicklung Serbiens blockieren wollen, damit, dass sich die serbische Republik von Bosnien loslösen könnte, falls das Kosovo unabhängig würde. Des Weiteren müsse sich die serbische Republik an den Verfassungsreformen beteiligen.

So, Scharz-Schilling und nicht die serbische Bevölkerung in Bosnien entscheiden, was die serbische Republik in Bosnien will. Zudem scheint sich der „Balkankenner“ nicht so sehr mit der politischen Landschaft Serbiens auszukennen, da er sonst wüsste, dass jede wichtige und größere Partei, egal welcher Couleur wie folgt argumentiert:
Wenn Selbstbestimmungsrecht der Völker, dann für alle!
Interessant ist auch, dass nicht ein vom Volk gewähltes Parlament oder das Volk selber entscheidet, ob eine Verfassung geändert werden soll, sondern der Hohe Repräsentant der Serbenrepublik vorschreibt, dass sie es tun muss!

Erschreckend war allerdings sein Statement zu den in Bosnien befindlichen (und mit bosnisch-muslimischen Frauen verheirateten) Mudschaheddin. Während diese für die westlichen Geheimdiensten seit längerem ein Dorn im Auge sind und man befürchtet, dass Bosnien-Herzegowina zu einem europäischen Rückzugsort und Schleuse für islamistische Terroristen geworden ist oder es wird, stellt der ehemaligen Postminister fest, dass Mudschaheddin sein qua defitionem nicht bedeutet, dass jemand Extremist sei. Denn die Mudschaheddin hätten in der bosnischen Armee ordentlich mitgekämpft und nie Methoden des Terrorismus ausgeübt.

Köpfe abschlagen und sich damit, wie im Irak fotografieren lassen (sprich es gibt im Gegensatz zu anderen Behauptungen eine Dokumentation) ist also in seinen Augen ordentlicher Kampf, weswegen sie wohl auch zu unrecht auf Guantanamo landen.

Diese Sichtweise des Balkankenners von serbischen Mengeles und ordentlich kämpfenden Mudschaheddin ist doch mehr als aufschlussreich und wir können auch gespannt verfolgen, wie er Bosnien-Herzegowina vor allem durch dieses Jahr der Entscheidungen führen wird.

Montag, Januar 30, 2006

AllStarDay 2006

7 Uhr. Thon. Es ist noch dunkel, das Wetter frostig, die Frisur sitzt und die Fahrt beginnt.
Durch die sanfte Stimme Robbie Williams’ begrüßen wir freudig den neuen Tag und Sonnenaufgang auf der A3 Richtung Köln. Die Morgenmüdigkeit schwindet.

9 Uhr. A3 irgendwo weit nach Frankfurt. Es ist hell, im Auto warm, die Frisur sitzt und wir fahren weiter. Als besonderes Schmankerl gibt’s Harald Schmidt’s Stau-CD. Die Autobahn ist fast leer, wir gleiten über die A3, keine überholenden LKWs, kein Stau, kein Bremsen – gar nichts – nur ein dahin gleiten. Da kommt schon die Sehnsucht nach verstopften Autobahnen auf und deswegen Dirty Harry im CD-Player.

10 Uhr, kurz vor Köln. Die Sonne scheint, im Auto ist es weiterhin warm, die Frisur sitz immer noch und wir sehen ihn, Den ersten überholenden Laster – was für eine Fahrt. Etwas verwundert nehmen wir zur Kenntnis, dass wir 1 Stunde früher ankommen, als geplant. Laut Routenplaner hatten wir um 11 Uhr ankommen sollen. Trotzig müssen wir uns den Auswirkungen leerer Autobahnen stellen und akzeptieren, dass die Fahrt viel kürzer war. Widerwillig finden wir uns mit diesem Schicksal ab.


KölnArena finden, Hotel suchen, einchecken, auspacken, aus dem Fenster schauen, das Panorama genießen und rausgehen. An der KölnArena führte uns das Schicksal zu zwei Falkefans. Faaaaalke – Faaaaalke in Köln-Deutz um 11.00 Uhr bei eisiger Kälte und schönstem Sonnenschein. Das hat stil. Was nun, noch 1 ½ Stunden bis zum Treffen mit anderen Fanclubvorständen und Jan Pommer. Wir entscheiden uns, die ersten im Cafe Marie zu sein – gleich beim BBL-Büro und der Arena.

Im Cafe angekommen sahen wir sofort Jörg aus Berlin und zwei neue Gesichter aus Bremerhaven. Zudem viele Fans in diesem Cafe, aber keine Basketballfans.

„Nippeltour 2005/06“ stand auf den T-Shirts.
„Wir stehn zu dir. Für jetzt und alle Zeit. Was auch immer passiert – wir gehören zu dir – bis in die Ewigkeit. Super Nippel allez, super Nippel allez, super Nippel allez.“ Klangen die Lieder und schnell floss das Kölsch.
Das Marie scheint ne Kneipe für die Fans der Kölner Haie zu sein und bei dieser Nippeltruppe ging’s um nichts anderes, als FRAUEN-Eishockey. Es ist kein Mythos! So etwas gibt’s wirklich.


Bis um 12:30 trudeln insgesamt die Vorstände von 11 Fanclubs ins Marie und auch Jan Pommer ein. Es fehlt der Tübinger Vertreter und wieder einmal die Vertreter aus Gießen, Ludwigsburg, Karlsruhe und auch Köln. Wegen der Lautstärke beschlossen wir noch paar Kölsch zu zischen evtl. fertig zu essen und dann doch lieber in den Heiligen Hallen des BBL-Büros zu sprechen.

Dort angekommen ging's gleich an die Arbeit.

Zwei der aktuellsten Themen wurden von Jan selbst angesprochen. Relegationsregelung und der Streit mit der „Spielergewerkschaft“ SP.IN.
Der neuen Relegationsregel stimmten alle 16 BBL-Vereine zu! Zudem soll es mehrere Gespräche mit der 2. Liga gegeben haben. Hintergrund ist die, im Gegensatz zum Fußball, Schwäche und Unattraktivität der 2. Liga. Durch die Relegationsregelung wolle man die 2. Liga dazu zwingen sich zu reformieren und stärker zu werden, um in 3-4 Jahren die Relegationsspiele wieder abzuschaffen. Zudem müsse ein Verein, der ins Oberhaus des Deutschen Basketballs will, auch den Anspruch haben den letzten oder vorletzten der BBL zu schlagen. Die Gespräche würden aber mit der 2. Liga weiter gehen.
Zu SP.IN äußerte sich Jan wie folgt. Er selbst habe laut BBL-Statuten nicht das Recht Tarifverhandlungen zu führen, um ein Beispiel aufzugreifen. Zudem sprächen Tarifverhandlungen gegen die Individualität im Profisport. Insgesamt wird’s Gespräche geben, aber um Jan zu zitieren. „Wenn ein Spieler, wie z.B. Roller ein Anliegen hat, kann er immer zu mir kommen. Dazu braucht er keine Gewerkschaft.“

Da viel Zeit unnütz im Marie draufging, einigten wir uns darauf schnell einige wichtige Punkte zu erarbeiten. Zum Beispiel soll es so etwas, wie ein Forum auf der BBl-Seite geben, in dem sich die einzelnen Vorstände untereinander und mit Jan austauschen können. Die hätte den Vorteil, dass man vorbereiteter zu dem nächsten Treffen reisen könnte.
Ein wichtiges Thema war auch so etwas, wie eine Infobox für Gästefans. Dass die Verein verpflichtet wäre, bestimmte Daten, wie Ansprechpartner, Busparkplätze, verbindliche Preisliste, ein eingezeichneter Gästeblock, Anfahrtsbeschreibung, billige Unterkünfte etc. an z.B. das Basketball Saisonsonderheft zu geben. Somit solle die Organisation der Auswärtsfahrten erleichtert werden.

Zudem wurde das Thema Tickettausch etc vom letzten Mal wieder aufgegriffen.

Zur AllStarWahl gab es auch eine kurze Diskussion. Jan erklärte uns, wie es zu den Starting 5 kam. Das es galt abzuwägen zwischen Popularität auf einer Position und insgesamt der Popularität. Auf jeden fall wird das Wahlprozedere weiter verändert. Da zeigt sich die BBL auf jeden Fall offen für die Anliegen und Ratschläge der Fans.

Insgesamt verstrich die Zeit doch leider zu schnell und wir einigten uns weitere Punkte noch via Mails zu besprechen. Die ersten beiden sind schon angekommen und ich schicke die Tage auch eine weg. Die Ergebnisse gibt’s dann bei einem Fantreffen.


15 Uhr. KölnArena. Die Sonne scheint, die Temperatur ist zu ertragen, die Frisur sitzt. Nun geht’s es also in die Hohe Heilige Halle. Ja hoch passt als Adjektiv zur Arena. Die Halle ist hoch, die Preise auch, aber die Kölsch gab’s endlich nicht mehr in unzähligen Reagenzgläsern, sondern in unzähligen 0,5 oder gar 1 Liter Bechern. Da fühlte man sich wie zu Hause, nur das man es trotzdem net wagte ne Halbe oder ne Maß zu bestellen. Denn wer schon Leberkäs ohne Senf anbietet, der weiß net, was ne Halbe is. *g*

Als erste gab’s das Rookie-Game – und oh mein Gott wurde mir schlecht und zwar nicht wegen der vielen Kölsch, sondern wegen des Spielniveaus und Spielerqualität. Das ist er also, der Hoffnungs bringende deutsche Nachwuchs. Houston, wir haben mehr als nur ein Problem! Um es kurz zu machen – das Spiel VIPs versus HipHoopAllStars war vom Niveau her höher, viel höher. Das sagt leider alles. Kurz danach gab’s dann ein ganz besonderes Spiel.
Die Maskottchen der BBL trafen aufeinander. Da gab’s wenigstens was zu lachen, im Gegensatz zu den deutschen Nachwuchstalenten. Da musste man weinen, um das Spiel nicht mehr ansehen zu müssen. Das Celebrity-Game war etwa amüsant, aber auch nichts Besonderes. Elton wurde zum Schluss die Hose ausgezogen und wir wissen nun, dass bei der WM 2010 Das Bo, Harris, Alex Jolig. Oli P. und Elton für Deutschland antreten werden. Mit denen haben wir vielleicht eine Chance.

Ein Schmankerl war der 3-Point- und der Dunk-Contest. Amateure treten gegen Profis an. Bester Dreipunkteschütze ist Penberthy mit 21 Punkten vor Bulic, der im Halbfinale 21 Punkte hatte. Platz Drei ging an einen Amateur, dessen Namen ich vergessen habe.
Beim Dunk-Contest mussten wir feststellen, dass die Profis gegen die Amateure keine Chance hatten. Trotz Publikum im Rücken, trotz unzähliger Versuche (eigentlich gab’s pro Runde nur 2 Versuche – die Pros hatten mehr) blamierten sich die Profis bis auf die Knochen! Der hoch gelobte B.J. Elder hat wohl 90% seiner Versuche verstopft und schied schon im Halbfinale aus! Was hingegen die Amas zauberten war der pure Wahnsinn. 360-Dunks, Dunks über Menschen, Tische, Menschen und Tische, über alle BBL-Maskottchen irgendwie gelang alles und versetzte die Zuschauer in Staunen. Erster Platz ging mit 150 Punkten verdient an Mico Ilic, der zweite mit 145 Punkten an Fabian Greiser, der sich in Nürnberg fürs ASD qualifiziert hatte und weit abgeschlagen auf Platz 3 mit 95 Punkten landete der Frankfurter Profi Rudy Mbemba, der nur 1,78m misst.

20.15, immer noch in der KölnArena. Es wird dunkel, die Temperatur angenehm, das Kölsch schmeckt immer noch, die Frisur sitzt und das AllStarGame beginnt. Der Anfang ist etwas langweilig, wir warten bis 7:20 Minuten vor Ende des 2. Viertel, als dann Soto aufs Parkett aufläuft. Sein Name stellte auch für den Kölner Hallensprecher einen Zungenbrecher dar. Allerdings war es nicht, wie zu erwarten, der Nach-, sondern sein Vorname! Schotiris und Schotto wurde unser verrückter Grieche genannt. Anfänglich spielte Schotto sehr teamorientiert und die Nervosität hielt lange an. Schließlich war es ein AllStarGame und er dachte sich wohl, dass er da nicht zu oft den Ball verlangen sollte und zudem, und das erkannte er richtig, ging’s darum das Publikum zu unterhalten. Also versuchte er lieber einen Alley-Hoop-Pass zu spielen, als selber zu stopfen. Nichts desto trotz machte er im Ganzen Spiel 15 Punkte, was überdurchschnittlich war. Überdurchschnittlich dauerte auch das Spiel selbst. 3 Mal ging’s in die Verlängerungen! Das habe ich auch zum ersten Mal gesehen. Unter anderem einmal mit nem Buzzer 3er von Hamann. Ich gebe es zu, der Schluss des AllStarGames hat mir gefallen. Das war geil und riss die Leute, die in der KölnArena waren mit.
157-154 siegte der Norden, aber das Ergebnis war hier zweitrangig. Zum Abschluss begrüßten wir Soto, bevor er die Kabine verschwand. Hach, war das schön, wie er sich gefreut hatte, wie bekannte Gesichter aus Nürnberg zu sehen. Und wir konnten dank der 3 Verlängerungen zum Hotel laufen und festhalten, dass sich der ASD irgendwie doch gelohnt hat.

23:00, Köln-Deutz, ein Hotel bei der Arena, es ist sehr dunkel und sehr kalt, die Frisur sitzt und wir sind müde. Kurz das aktuelle Sportstudio angeschaut, schließlich will man wissen, wie der Glubb daheim gespielt hat, und was mussten wir da vernehmen? Mintal, nach langer Verletzung wieder zurück und bricht sicht wieder den Mittelfußknochen. Gleichzeitig dachten wir an unseren Tenter. Irgendwie mag die Sportgöttin Nürnberger Genies nicht. Nichts desto trotz, der Glubb gewinnt und einige im HSV-Forum nennen diese Niederlage peinlich.

Duck fand zu diesem Phänomen die passende Überschrift: „Und wieder grüßt das Murmeltier“.

So das war’s dann auch vom All Star Day am 28. Januar 2006 in der KölnArena!

Freitag, Januar 27, 2006

Aus dem Reich der Mitte

Eine Anekdote aus einer Vorlesung.

Als Händler des britischen Empire im Reich der Mitte waren, ließ sich, soweit ich mich noch entsinnen kann, der chinesische Kaiser von ihnen auf einem Globus zeigen, wo die britischen Inseln liegen, um danach festzustellen, dass sie zu klein und weit weg wären, um sie in sein Reich als Provinz einzugliedern.

Was mir an dieser Anekdote gefällt ist, dass es eben den Chinese Point of View zeigt und nicht immer nur die eurozentristische Sichtweise. Aus der Sicht des Chinesen war Großbritannien eben nicht, wie für uns eine Weltmacht, sondern weit entfernte Inseln, die es nicht einmal verdienten, Teil des Chinesischen Reiches zu werden.

Immer wenn es um Außenpolitik geht, sollte derjenige, der sich an die Thematik wagt, vor Augen halten, dass unser Denken auch heute noch eurozentristisch bestimmt ist, wie auch das des Chinesen z.B. sinozentristisch ist. Um die Außenpolitik der Volksrepublik Chinas zu verstehen, müssen nicht nur die Geschichte, die unveränderlichen geographischen und geopolitischen Gegebenheiten berücksichtigt werden, sondern auch Maos Erbe.

Nach einer Zuwendung zur Sowjetunion und Zuwendung zur USA war Chinas Schlüsselwort in der Außenpolitik das der "Äquidistanz" zu beiden Supermächten. Chinas Prinzipien in der Außenpolitik sind "Selbständigkeit und Unabhängigkeit". China wollte eben weder die amerikanische, noch die sowjetische Karte spielen, aber es auch nicht zu lassen, dass jemand China als Karte spielt. Da hatte das Reich der Mitte eben aus den letzten beiden Jahrhunderten schlechte Erfahrungen, als es von den imperialistischen Großmächten in Interessens- und Einflusssphären geteilt worden ist.

In vielen internationalen Konflikten, sieht sich China aus dem eigenen Selbstverständnis heraus eben nicht als Gegner des Westens, sondern als neutraler Beobachter. Allerdings folgen viele westliche Schreiberlinge der Bush-Doktrin „You’re either with us or against us“. So eben momentan in der Irankrise.

Einige Schreiberlinge werden nicht müde China zu ermahnen, dass es seiner internationalen Verantwortung gerecht werden muss. Sie werden nicht müde darauf hinzuweisen, dass China Geschäfte mit Iran betreibt und auf seine Energiequellen angewiesen ist (als ob wir es nicht wären). Sie werden vor allem nicht müde darauf hinzuweisen, dass China, wie Russland zu Irans Verbündeten zählt.

Das ist eben unsere eurozentristischer Sichtweise, die auch schließlich bestimmt was die internationale Staatengemeinschaft will. Wie beurteilt jedoch China diesen Konflikt?
Es sieht einen Antagonismus USA/EU versus Iran und nicht die ominöse internationale Staatengemeinschaft (ist damit eigentlich die Welt gemeint, oder nur ausgewählte Vertreter. Wenn die Welt, wieso benennt man es dann nicht so?) versus Iran. Und da will die Volksrepublik einfach neutral bleiben und sieht sich eher als möglichen Vermittler, weil es einfach nicht ihr Konflikt ist.
Die Bemerkungen über die Abhängigkeit Chinas von Iran stimmen, aber sie sind wohl nicht entscheidend für die Haltung Chinas. Schließlich bezog das Reich der Mitte eine ähnliche Position während des Jugoslawienkrieges, und keiner würde behaupten, es sei von Serbien abhängig (gewesen).

Es ist also weniger die Wirtschaft, als vielmehr das eigene Selbstverständnis, das Chinas Außenpolitik in diesen Fällen leitet. Dass Außenpolitik auch immer Interessenpolitik ist, gilt auch für China. Das lässt sich nicht abstreiten. Aber gerade deswegen ist nicht jeder Konflikt des Westens ein Konflikt Chinas. Von Peking aus, sieht die Welt nun einmal anders aus.

Donnerstag, Januar 26, 2006

Sports Weekend

Was war das für ein BBl-Wochenende!

Für Falke war es eins jener Spiele zu denen man einen Tag vorher hinfährt. Weniger wegen der Stadtattraktionen (als Oldenburger Ehrenstaatsbürger kann ich das so sagen), als viel mehr wegen der Distanz. Als Oldenburger h.c. wollte ich mit paar Leutchen und vor allem einem originalen Oldenburger in seine Heimat fahren. Leider konnte er nicht und wir hatten auch nicht so die Lust alleine in meine Wahlheimat zu fahren. So beschlossen wir, dass es keinen günstigeren Zeitpunkt für ein Sports Weekend geben kann!

Nun, was benötigt man zu so einem gemütlichen Sportabend?

Paar sportbegeisterte Männer, ein TV-Gerät, ein Premiere-Abo, Sitzmöglichkeiten, Kaffee, Zigaretten, Chips, Flips und vor allem Bier.

Das Spiel Karlsruhe – Tübingen ist für Falkefans spannend.
Verliert Karlsruhe ist das gut für uns, denn alles bleibt, wie’s ist.
Verliert Tübingen, kommen sie uns immer näher und befinden sich endgültig im Abstiegskampf. Doch für wen sind wir nun?

Hm, keine Ahnung, am besten es verlieren beide – irgendwie ist ja beides gut.

Endstand Karlsruhe – Tübingen 75-77.
Die Karlsruher waren am Ende einfach zu blöd auszugleichen und rutschten die letzten Sekunden eigentlich planlos unter dem gegnerischen Korb herum, als den Ball zu versenken oder es gar zu versuchen. Sie hatten mit 6.1 Sekunden wohl zuviel Zeit gehabt.

Wir beschlossen demokratisch, dass das ein gutes Ergebnis für Falke war, und machten nun den Live-Ticker an, während wir parallel dazu bei The Italian Job Mark Wahlberg, Charlize Theron und vor allem flitzende Minis bestaunen konnten. Minis – die sind doch nun Falkesponsor – sehr gut! Kann nur gut enden.

Früh fällt uns auf, dass Tenter nicht mehr spielt. Trotzdem bleibt es bis kurz vorm Schluss spannend, als sich dann Oldenburg absetzt und gewinnt. Aber laut Ticker war 2-1 1/2 Minuten vorm Schluss alles drinnen und das gegen Oldenburg.
Also mal schnell die Foren durchgeblättert.

Soso, schwächste Oldenburger Leistung, die man je in der EWE-Arena gesehen hat.

Dachte ich’s mir doch irgendwie. Kann doch nicht sein, dass eine Mannschaft gegen uns spielt, ohne einen Scheißtag zu erwischen. Und wer hätte das Oldenburger Team auch warnen sollen? Die Mutter aller peinlichen Niederlagen in der Arena Nürnberger Versicherung? Die Klatsche, die Ludwigsburg bei uns erhalten hat? Wer achtet auf solche Kleinigkeiten. Immerhin zollte der Oldenburger Coach unserem Team Respekt!

Weil der Samstag so toll war, haben wir doch gleich ausgemacht am Sonntag den Klassiker Leverkusen – Berlin anzuschauen und danach evtl. noch San Antonio – Denver.
Und oh Gott, was haben die Berliner denn da nur angestellt? Jovo Stanojevic hatte wohl Mal wieder keinen Bock auf das All-Star-Weekend, weil er vielleicht unbedingt in Serbien Skifahren wollte, also bewegte er sich ein bisschen und sagte – Coach, ich muss raus. Da geht gar nix mehr. Nuja, wir scherzten noch, dass Leverkusen nun das Spiel noch biegen und gewinnen werde. Ich meine, Alba ohne Center – ja okay Arigbabu ist ja noch da – aber Alba ohne Center? Wir scherzten also, und die Berliner scherzten mit uns, als Leverkusen am Schluss noch rankam, und die Leverkusener Dummheit Berlin am Schluss noch rettete. Am Ende ein 95-89 Erfolg für die Albanesen. Aber hätten die Leverkusen 30 Sekunden vor Schluss lieber gefoult, als Price an die 3er Linie zu lassen… Wenn das Wort wenn nicht wäre. Gott sei dank – Leverkusen schafft doch keine Sensation.

Also statt NBA, Transporter angeguckt – irgendwie war das Sportwochenende doch ein Erfolg. Ergebnis in Oldenburg kann sich sehen lassen. Unsere direkten Gegner, bis auf Tübingen, wenn’s denn einer werden sollte, verlieren. Viel Bier und 2 gute Filme – ja, das sind Männerabende!

Aber was mussten wir vernehmen?

Tenter wohl schwerer verletzt! Ach Du Scheiße! Ausgerechnet der General! Schon wieder!

Wir wissen nun, dass der Mittelfußknochen wieder angebrochen ist, er wieder 5-6 Wochen nicht spielen darf und uns somit fehlt und wir wohl bald wieder einen neuen Point Guard bekommen sollten/werden.

Dass ausgerechnet Marcel der Pechvogel in dieser Saison ist, schmerzt! Ausgerechnet in seiner letzten Saison scheint die Sportgöttin etwas dagegen zu haben, dass er jedem in der höchsten deutschen Klasse zeigt, was er kann, dass er ein Basketballgenie und Kämpfer ist!
Ich hoffe, dass er bald zurück kehrt, er nicht mehr an der Bank mitfiebern muss und dass er uns vor allem in den letzten entscheidenden Spielen hilft den Klassenerhalt zu schaffen und somit würdig (s)eine tolle Sportlerkarriere beenden kann.


Marcel, însănătoşire grabnică, te aşteptăm!

Freitag, Januar 20, 2006

Peinliches aus N-8mare-Polis

Am Samstag, 22. Oktober 2005 um ca. 22:00 Uhr war es endlich soweit – 2 Stunden vor meinem Geburtstag beschenkte Falke alle Nürnberger Fans mit den ersten beiden Punkten in der BBL! Schließlich sind wir gekommen, um zu bleiben!

Ich erinnere mich, wie lange wir alleine in dieser Saison auf den ersten Erfolg warten mussten.
Freitag, 14. Oktober 2005 um 19:30 Uhr Premiere in Köln. Ein Haufen hoch entschlossener Falconeers machte sich auf die Reise, um unsere Falken bei ihrer Premiere zu unterstützen. Es gab nix zu holen, wir hielten besser mit, als alle wohl dachten, Stimmung war gut, die Kölsch schnell weg, Harli und Sale Obradovic in Anzug – ja das hatte was. BBL – fühlt sich gut an, auch in Kölner Basketballzelten.

Kaum Zeit, um Luft zu holen und die Überraschungsmannschaft der letzten Saison von Koch war an der Noris zu Gast – und wieder Premieren: Falke in der Arena, Heiko bei Falke. Stimmung fürs erste Mal toll und das ohne Trommel. Wieder gut mitgehalten, aber leider knapp verloren. Keine Punkte, schade – aber gute Stimmung und die Zuversicht, wenn man noch a wenig dazu lernt, dann klappts auch.

Also am folgenden Mittwoch (3 Tage später) auf nach Ludwigsburg. Zu zehnt gute Stimmung gemacht (mit Trommel). Bekamen Lob und Spätzle von den Lubuern. Aber was war das schon wieder für eine Halle… Also unser BBZ hätte locker mithalten können, wie die Falken in der ersten Hälfte. Leider kam dann die zweite Hälfte, als die Mannschaft dachte sie bräuchte keinen Coach, aber deswegen ne Klatsche. Etwas betrübt nach Hause gefahren, aber ne Freundin simste dann, dass sie bei Oldenburg dabei sein wird, um den ersten Sieg zu sehen. Es geht also nicht anders – Oldenburg muss dran glauben.

Wieder 3 Tage später also Oldenburg zu Gast. Oh Gott war ich da krank – vor meinem Geburtstag – das verspricht ja ne Super Feier. Aber ich hatte es ihm Gefühl – heute geht was. Vorm Spiel Harli vor der Arena getroffen.

„Na, heute der erste Sieg?“
„Alter. Das ist einmal ne Truppe. Der Etat 4, noch was Mille. Das is scho was.“
„Da geht was. Ich spür’s. Zu viele Amis drinnen“ :-)

Naja, hatte vorher die Oldenburger auch bei SD geärgert, dass ihre Truppe aus Egozockern besteht und deswegen bei Nürnberg was gehen wird. Die Reaktionen waren ja süß. Was für Egozocker? Namen wurden trotzdem aufgezählt. Ich dachte mir so meinen Teil. Trotzdem wusste ich, dass Oldenburg verdammt stark ist.

Und dann das Spiel. Der berühmte Dreier des Generals besiegelte es. Fortuna war diesmal auch auf unserer Seite und die ersten beiden Punkte. Ei, war das geil!

Oder peinlich, wie man später zum ersten Mal hat lesen dürfen. Es folgten viele peinliche Momente für gegnerische Mannschaften. Uns soll’s recht sein, solange wir die nötigen peinlichen Punkte im Abstiegskampf sammeln.

Fast 3 Monate danach treffen wir 5 peinliche Siege später wieder auf Oldenburg, diesmal als Gast, bei einer der heimstärksten Mannschaften der Liga. Die peinliche Blamage von Nürnberg wollen sie ausbügeln und die Arroganz einiger Fans riecht man bis an die Noris. Einige warnen aber auch vor unseren 3er Spezialisten. Die Rollen sind, wie damals klar verteilt und ich denke trotzdem, dass da was gehen könnte. Ein Sieg ist trotzdem nicht Pflicht. Vorteil für uns.
Und noch so ein peinlicher Moment wäre all zu schön. Dann würden wir langsam zum (peinlichen) Albtraum für einige Mannschaften. Die Underdogs, die langsam ihre peinlichen Punkte sammeln.

Hab mir auch schon ein Slogan für die Falconeers überlegt.
Zu solchen peinlich Momenten, untermalt mit dem traditionellen Falkelied fürs 4. Viertel "Nightmare" von Brainbug, würden doch Shirts mit folgendem Aufdruck ganz gut passen:


WE ARE
YOUR
N-8MARE

Mittwoch, Januar 18, 2006

Auch die Letzten können punkten

Was wollte uns der letzte BBL-Spieltag sagen?

Erst gewinnt Falke gegen den PO-Kandidaten Ludwigsburg, kurz danach gewinnt Braunschweig, nach Trainerwechsel und Spielerneuverpflichtung(en) daheim gegen die zuletzt schwach spielenden Giessener. Frankfurt fügt mit Roller den Albanesen aus Berlin die erste Auswärtsniederlage bei, Leverkusen gewinnt, nach vielen knappen Niederlagen nun in Tübingen und Karlsruhe gewinnt in Quakenbrück.

Der Tabellenkeller punktet kollektiv. Gerade deswegen ist der Falkesieg gegen LuBu so wichtig gewesen. Und der Blick auf die Tabelle zeigt, dass Po-Platz und Abstieg wieder nah beisammen sind.

Team Spiele Siege Niederlagen Letzten 10 Spiele Lauf
09. Bonn 17 8 9 4-6 -3
10. Giessen 18 7 11 2-8 -1
11. Tübingen 17 6 11 3-7 -4
12. Karlsruhe 17 6 11 4-6 +1
13. Frankfurt 17 6 11 5-5 +1
14. Nürnberg 18 6 12 4-6 +1
15. Leverkusen 18 5 13 2-8 +1
16. Braunschweig 15 4 11 2-8 +1

Bonn ist für mich eigentlich kein Abstiegskandidat, aber der Lauf von 3 Niederlagen bringt sie so langsam runter. Trotzdem denke ich, dass die Baskets eher um den Einzug in die Pos bangen werden und nicht, ob sie in der BBL bleiben.

Die Bilanz des Überraschungsteams der letzten Saison, den Giessen 46ers, sieht nicht gut aus. 2 Siege in den letzten 10 Spielen, davon ein knapp erkämpfter gegen uns bringt die Giessener so langsam in den Abstiegsstrudel. Trotzdem sollte man wissen, dass die 46ers so ihre Verletzungsprobleme hatten und irgendwie kann ich mir trotzdem nicht vorstellen, dass sie absteigen werden. Wenn sie allerdings in die Pos wollen, sollten sie sich zamreißen.

Tübingen bringt sich so langsam selbst in den Abstiegskampf. 4 Niederlagen im Lauf, zu letzt nur 3 von 10 Spielen gewonnen. Wenn’s so weiter geht, sind sie dabei im Kampf um den Klassenerhalt. Und mein Gefühl sagt mir irgendwie, dass es nicht wirklich besser werden wird bei dem Vorjahresaufsteiger. Ich denke Frankfurt und Tübingen werden die Tabellenplätze tauschen.

Karlsruhe hat zuletzt eine gute Bilanz, hat gute Einzelspieler, aber kein Team. Gut war der Falkesieg gegen Karlsruhe. Mein Gefühl sagt mit, wir werden zu Saisonende die gleiche Anzahl an punkten haben. Wenn sie absteigen, dann nur als 15.

Frankfurt hat unten nix verloren und wird sich hoch kämpfen. Ob’s für einen PO-Platz reicht? Würde es den Skyliners wünschen.

Falke hat im Endspurt der Hinrunde sich auf Platz 12 gekämpft und zeigt zuletzt den Falkegeist. Ich gehen Mal von ca. 5 Siegen aus und denke/hoffe, der Klassenerhalt ist somit geschafft. Mal sehen, ob 10 Siege auch in dieser Saison reichen.

Leverkusen: Viele knappe Niederlagen. Trotzdem glaube ich, dass sie dieses Jahr nichts mehr reißen werden. Mit Karlsruhe der heißeste direkte Gegner.

Und Braunschweig – war das nur ein Strohfeuer, oder ist Muki Zauberer? Ich gehe weiterhin davon aus, dass das material einfach nicht passt und somit bleibt Braunschweig trotz des einen Sieges weiterhin Abstiegskandidat Nr. 1.

Also, in der unteren Tabellenhälfte ist alles nah beieinander. Es wird immer fragwürdiger, ob 10 Siege für den Klassenerhalt reichen, aber gerade deswegen ist der direkte Vergleich so wichtig. Und da es wohl bis zum letzten Spieltag spannend bleibt, kaufe ich mir etz ein paar Nervenkostüme…

Vorgekautes, moralisierendes Informationsfastfood

Viel (Positives) wurde in der deutschen Presse über Angies erstem offiziellem Besuch Moskaus geschrieben. Wie beurteilen jedoch die Medien des Gastgebers Merkels Auftritt?

Der Atomstreit mit dem Iran, die Verteidigung der Ostseepipeline und das russische NGO-Gesetz. Nebenbei erwähnen einige Blätter, dass Tschetschenien angesprochen worden ist, aber eher fürs Protokoll. Für uns interessanter ist vielleicht, was unsere Medien vergasen uns mitzuteilen.

Putin sei wohl getroffen worden von Merkels Interview im Spiegel, in dem sie von den gemeinsamen Werten (illegale Angriffskriege? Guantanamo? Folter?) mit den USA und der deutsch-amerikanischen Freundschaft schwärmt und im Falle Russlands ihr nur die Bezeichnung "strategische Partnerschaft" einfällt (Wir brauchen Enegrie, sie brauchen Devisen und Kapital).
Nur um das klar zu stellen. Ich fand den antiamerikanischen Kurs Schröders für sehr gefährlich und falsch. Zudem hat Angela eben bei ihrem letzten Abstecher in die USA mit G.W.B. auch über Differenzen gesprochen.
Ob wir momentan in der Außenpolitik die Werte der USA wirklich teilen, wage ich zu bezweifeln, außer vielleicht Frau Merkel, die ja damals, zur Zeit des Gerdschen antiamerikanischen Friedensmachtgrößenwahns in die USA eilte, um dem George W. *$%&*§$& Vaseline hat sie bestimmt mitgenommen. Doch zurück zu Russland und dem für uns Deutsche schwierigem Thema der NGOs. Ich zitiere einfach einmal eine russisches Blatt:

„Putin und Merkel erblickend fingen die deutschen Journalisten besorgt an über die Zukunft des Gesetzes zu fragen.
- Uns ist es sehr angenehm, schmunzelte Putin, dass sich unsere innere Gesetzgebung einer solchen Aufmerksamkeit durch die Journalisten erfreut.
Es scheint, er sagte das so, dass die deutschen Journalisten nicht einmal die Ironie spürten. Putin erklärte ihnen, dass der Gesetzesentwurf Experten in Straßburg vorgelegt worden sei. Gegen Straßburg fanden die Deutschen kein Argument. Ins Schwarze getroffen, wie man sagt.

Er erinnerte die Deutschen, dass sich Russland in einer Übergangsperiode befindet. Und wenn man mit Verstand und sachlich herangeht, ist der Fortschritt sichtbar. In den westlichen Staaten sei doch auch nicht alles in Ordnung was Demokratie und den Menschenrechten anginge, bemerkte Putin.“

Übrigens, es war zu lesen, dass Merkel eine übersetzte Frage, trotz ihrer Russischkenntnisse nicht verstand und Putin als Dolmetscher eingriff. Falls es jemanden interessiert – es ging um die letzten CIA-Affären und den Geheimgefängnissen in Europa. Putin habe sie allerdings hier dann in Schutz genommen.

Da jeder deutscher Kommentator und Journalist auch Kenner der russischen Gesetzgebung ist und bestimmt nicht unbegründet das NGO-Gesetz kritisiert, dachte ich, ich gebe auch meinen Senf ab in Form von „Mal sehen, was die andere Seite dazu schreibt“:

„Tschaika [Jurij Cajka, Justzminister] berichtete, er habe mit dem Generaldirektor der Rechtsabteilung des Europarates Gui de Wellem und dem Menschenrechtskomissar Alvar Hil-Robles gesprochen. In einem umfangreichen Rechtsgutachten und einem Begleitschreiben schätze der Europarat das russische NGO-Gesetz als im Grundsatz "den europäischen Rechtsnormen entsprechend" ein. Russland habe das Recht, die Tätigkeit und Finanzierung von gesellschaftlichen Organisationen per Gesetz zu regeln. Tschaika unterstrich, dass Russland das souveräne Recht habe, zu kontrollieren, wer auf seinem Territorium "investiere" und was mit diesem Geld geschehe.

Den meisten russischen Nichtregierungsorganisationen droht eine obligatorische Neuregistrierung. Vor allem die Arbeit ausländischer Stiftungen würde nach einem Inkrafttreten drastisch erschwert werden. Die betroffenen Organisationen gehen davon aus, dass die wahren Motive für die Initiative darin bestehen, dass die russische Führung um jeden Preis versuchen will, einen Umsturz nach ukrainischem oder georgischem Vorbild in Russland zu verhindern.“
Aus: http://www.aktuell.ru

Ich empfehle hierzu den SPIEGEL Nr. 46 / 14.11.2005 zu lesen.

Hier werden leider nur US-Organisationen zur Förderung der Demokratie in der Welt wie „Freedom House“, „International Republican Institute“, „National Democratic Institute“, „National Endowment für Democracy“ und vor allem die zum ungarischstämmigen Investmentbanker und Milliardärs George Soros gehörende „Soros Foundation“ und „Open Society Institute“ vorgestellt.
Trotzdem zeigt der lange Hauptartikel die Rolle dieser Organisationen bei den letzten Umstürzen im ehemaligen Ostblock (Serbien, Georgien, Ukraine…) auf.

Leider wird diese Rolle vieler NGOs in der Kritik über das NGO-Gesetz nicht erwähnt. Wenn man die Arbeit dieser NGOs aus diesem Blickwinkel betrachtet ist es vielleicht all zu verständlich, dass der Staat sich davor schützen möchte. Wie soll man nun den Vorgang bewerten, dass selbsternannte journalistische Moralaposteln uns einen der Teil der Informationen vorenthalten und des Öfteren einmal aus Mücken Elefanten produzieren.

Ist es nicht vorwiegende Aufgabe eines Journalisten so objektiv es geht zu berichten und uns mit Informationen zu füttern, anstatt die Informationen selbst durchzukauen und uns dann ihr moralisierendes Ausgespucktes vorzuwerfen?

Jeder erzählt uns, dass das Gesetz schlecht sei, dass Putin die Demokratie und Zivilgesellschaft (oh, ein schönes Wort übrigens) im Keime ersticken möchte – aber was genau im Gesetz und seiner abgeänderter Form drinnen steht erfahren wir nicht. Wir erfahren auch nicht, dass das Gesetz vom Europarat geprüft worden ist. Über die zwielichtige Rolle einiger NGOs in Staaten des ehemaligen Ostblockes muss man auch lange suchen.

Aber, wieso sollte man als Auslandskorrespondent denn sich auch die Mühe machen dem heimischen Publikum die ganze Thematik zu erklären? Denn dieses will doch auch nur Informationsfastfood.

Dienstag, Januar 17, 2006

Die Bombe der Arier

Mahmud Ahmadi-Nezad, Präsident Arierstaates, ist ein lustiger und einfältiger Zeitgenosse. So dachten wir es zumindest. Das islamische Pendant zu George W. Bush.
Auf was für Ideen dieser Oberarier auch so kam. Wir fanden’s putzig.

Den Staat Israel z.B. nach Deutschland und Österreich umzusiedeln, schließlich ging der Völkermord am Volk Gottes von seinen arischsten Brüdern in Europa und nicht den semitisch-muslimischen Brüder in Palästina aus.
Die Aufregung war groß! Wieso sollen wir büßen, wenn es doch die Palästinenser besser können?
Vielleicht schuf diese Aussage ja auch das eine oder andere Verständnis für die Palästinenser. Denn wenn wir uns aufregen, wenn man uns Land wegnehmen will, dann kann man vielleicht nachvollziehen, wie sich die Araber gefühlt haben, als man ihnen das Land wegnahm. Nichtsdestotrotz kommt Ahmadi-Nezads Vorschlag einige Jahrzehnte zu spät.

Aber er machte weiter. Er analysierte den Westen öffentlich. Mit dem Westen ginge es moralisch bergab. Man dürfe zwar öffentlich Gott, aber nicht den Holocaust, den es seiner Ansicht nach nie gab, leugnen. Tja, sollte man schmunzeln, wie bei Onkel George?

Langsam aber ist einem nicht mehr zu lachen, obwohl Ahmadi-Nezad nicht stummer geworden ist. Die arisch-islamische Gottesrepublik ist wegen seines ambitionierten Atomprogramms bereit mit der so genannten internationalen Gemeinschaft weiterhin in so einem, manchmal auch scherzhaften Ton umzugehen und einen Konflikt zu riskieren.

Ich hoffe so langsam wird auch dem dämlichsten Journalisten klar, dass sich das der Iran einfach erlauben kann. Wieso? Die Antwort gab Mahmud Ahmadi-Nezad selbst vor kurzem bei einer PK:

„Ihr braucht uns mehr, als wir euch! Alle braucht ihr heute das iranische Volk. Warum tut ihr so wichtig? Ihr habt nicht die Macht dazu!“

Ein großes Selbstvertrauen hat der Mann, könnte man meinen. Zu Recht, würde ich behaupten, was man auch an den internationalen Reaktionen erkennen kann.

Der Iran ist nicht der Irak. Also nicht nur wegen des letzten Buchstabens, der anderen Sprachen und Sprachfamilie, der anderen Kultur etc pp. Ich denke eher an die politische, wirtschaftliche und militärische Stabilität und Lage vor einer möglichen Militärintervention.

Der Irak war im Gegensatz zum Iran ein Kinderspiel gewesen. Nicht nur, dass Saddam die Bombe gar nicht hatte, nein, er war geschwächt.

Der Iran selbst ist zu wichtig und zu stark.

Die Chinesen, vor Jahren noch Energieselbstversorger sind nun zum 2. Erdölimporteur nach den USA geworden. Sie hängen an der iranischen Nadel.
Die Russen hingegen stemmen sich gegen eine US-Vorherrschaft am Golf. Da ist ihnen sogar die Zusammenarbeit mit einem Staat Recht, der im Verdacht steht den islamischen Terrorismus zu protegieren, also auch jenen, der in Tschetschenien und anderen Teilen Russlands wüten. Zudem bestimmen auch wirtschaftliche Interessen die russische Außenpolitik. Die Russen bauen in Bischihr ein Atomkraftwerk zu Ende, das Siemens angefangen hat. Um die Iraner zu unterstützen wurden auch 29 moderne Flugabwehrraketensysteme geliefert. Man darf gespannt sein, wo sie bis zum Ende des Jahres installiert werden.

Ach ja, bevor ich die ewigen Neinsager weiter aufzähle… Wir selbst haben ein Problem! Auch wir brauchen billiges Erdöl!

Da gibt es doch die klugscheißerischen Weltverbesserer bei der Presse, die bei jedem Konflikt immer Sanktionen rufen, ohne einmal den Erfolg dieser zu betrachten! Intelligente Sanktionen werden angeboten, die z.B. nur die politische Führung und nicht das Volk träfen, sind der neueste Schrei in der Journalistenmode.

Gehen wir nicht darauf ein, dass der Begriff „Sanktion“ hier im völkerrechtlichen Zusammenhang falsch verwendet wird.
Glaubt denn wirklich jemand ernsthaft, dass die Iraner sich von der Atombombe distanzieren werden, wenn sie bei der Fußball-WM nicht mitmachen dürfen?

Die Erfahrungen zeigen, dass solche Embargos und Strafmaßnahmen die Regime festigen und länger am Leben lassen, als dass sie sie zur Einsicht zwingen oder gar stürzen.
Wirtschaftsembargos werden gebrochen. Das Regime kümmert sich um den Schmuggel, wird dadurch reicher und gefestigter, zeigt seinem Volk, dass der Westen etwas gegen das Volk und nicht die Regierung habe und sich diese, trotz der schwierigen Situation um das Volk kümmere. Strafmaßnahmen gegen die politische Elite würden auch als Propagandamittel verwendet und zeigen vor allem keine schnelle Wirkung.

Ach ja, und die Iraner könnten doch so frech sein, und den Ölhahn zudrehen. Denn wir selbst werden Öl nicht boykottieren. Ein weiteres Manko an Embargos ist, dass sie auch die eigene Wirtschaft treffen.

Der Nobelpreisträger und Chef der Internationalen Atomenergieagentur, Mohammed el-Baradei, der hart daran gekämpft hatte den Irakkrieg zu verhindern, spricht mittlerweile selbst von Gewalteinsatz. Denn der Drohverzicht in der jetzigen Phase der Diplomatie ist töricht. Denn spätestens in 2 ½ Jahren dürfte das Thema Militäreinsatz durch die Macht des Faktischen vom Tisch sein.

Oder die Israelis handeln einfach, anstatt in Appeasement-Manier Tee zu trinken und abzuwarten. Denn jegliche Kosten an Material, Geld und Menschenleben werden in 2 ½ Jahren höher sein. Viel höher!

Montag, Januar 16, 2006

Wenn man Ratschläge nicht befolgt...

Ärztliche Empfehlungen sind unter anderem deswegen da, damit sie nicht befolgt werden.

„Rechte Hand eine Woche lang schonen und nicht bewegen“ heißt übersetzt: „Sobald die Schmerzen einigermaßen erträglich sind und die Hand sich bewegen lässt, ist es medizinisch gesehen vollkommen in Ordnung sie zu bewegen.“

Die Faust kann ich fast bilden, die Finger tanzen über die Tastatur und wenn ich keine Schmerzmittel nehme heißt es ja per definitionem, dass ich keine Schmerzen habe – also rein objektiv-medizinisch betrachtet. Subjektiv gilt nicht. Da war doch noch etwas mit Montag… Ach, wenn’s wichtig gewesen wäre, hätte ich’s mir gemerkt. Schließlich sind wir Menschen doch Vernunftwesen und nach Aristoteles zoon politikon, politische Wesen.

Apropos Politik, da ist doch wieder einiges passiert, was nicht unkommentiert bleiben sollte:

1.) Gesinnungstest

Scheinbar hatten mehrere Menschen unabhängig von einander zur selben Zeit den selben Gedanken – eine 2. Achsenzeit? Oder irgendjemand hat die Gedanken aus diesem Weblog geklaut, sie ins seins geschrieben, wo es wieder geklaut worden ist… Prinzip Schneeballsystem. Ja, das gefällt mir besser, denn Zufälle gibt’s nicht.

Der Gesinnungstest für einbürgerungswillige Muslime Baden-Württembergs gilt nun für alle einbürgerungswilligen Ausländer aus dem südwestlichen Bundesland. Der Test ist auch so gut, dass man ihn nicht abändern müsse für Buddhisten oder Atheisten – er ist universell, z.B. wenn ein Tibetaner zur seiner Einstellung zu Ehrenmorden befragt wird oder ein Schwede, ob er seine Tochter zwangsverheiraten würde.

Und was bekommt man zu hören – es gibt doch tatsächlich Kritiker, die die Erfahrungen mit Gesinnungsprüfungen bei Wehrdienstverweigerern aufführen. Der Berufsverband Deutscher Psychologen bezeichnet den Fragenkatalog gar als dilettantisch und ermahnt, dass Menschen mit niedrigem Bildungsstand und Sprachverständnis nicht die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten würden.

Bestimmt und verwundert weise ich noch einmal daraufhin, dass es ein Recht auf Dummheit gibt. Den verfassungsmäßigen Machtmietern gestehen wir es auch zu.


Apropos Verfassung.

2.) Verfassung

Was lasen meine müden und verwunderten Augen vor einigen Tagen in der Presse? Der Europäische Verfassungsprozess hätte weitere Rückschläge erlitten.

Sie sei tot, erklärte der niederländische Außenminister Ben Bot am Mittwoch und Frankreichs Präsident Jacques Chirac bot an, sie wie ein Autowrack auszuschlachten und die Teile, die man verwenden kann herauszunehmen. Einzelne Elemente, die für die erweiterte Union lebenswichtig sein, sollten in die bestehenden europäischen Verträge aufgenommen werden. Schließlich soll die Union regierbar bleiben.

Dies war allerdings nicht der Grund meiner Verwunderung, eher die Bewertung der deutschen Politik und Presse. Rückschläge erlitt also der Verfassungsprozess.

Eine kleine Rückblende sei gestattet:

Vor allem Konstitutionsträumer aus Deutschland machten sich vor dem Ratifizierungsprozess Gedanken darüber, was geschehen soll, wenn z.B. die bösen neuen Europäer Polen oder die nördlichen Nachbarn Dänen das Verfassungswerk ablehnen sollten. Ein Schreiberling der ZEIT wollte in diesem Fall sogar die Polen aus der EU rausschmeißen.
Überhaupt die Bezeichnung „Verfassung“ ist auch auf den Mist deutscher Konstitutionsromantiker gewachsen, vielleicht auch, weil wir selber immer noch keine haben.

Vor ungefähr einem halben Jahr wurde nun die „Verfassung für Europa „den Völkern oder Parlamenten Europas zur Abstimmung gestellt.
Was geschah? Zwei Referenden – zwei „Neins“.
Dabei müsste dieses Vertragswerk in jedem Staat ratifiziert werden und ausgerechnet zwei aus dem alten Europa sagten „Nein“.
Also nichts mit Polen rausschmeißen.
Was tun?
Eigentlich müsste man davon ausgehen, dass die Verfassung tot sei, vor allem eine, die den Anspruch hat, Europa demokratischer zu machen (wohl bemerkt, wir haben hier nicht das Adjektiv „demokratisch“, sondern nur seinen Komparativ „demokratischer“).
Nicht so in der EU. Ein Moratorium gab’s. Dazu haben einige Parlamente, wie z.B. unser Bundestag der Verfassung zugestimmt, um zu zeigen, dass es auch Befürworter gäbe.

Tja, hätten die Parlamente in Frankreich und den Niederlanden abgestimmt, hätte es auch kein „Nein“ gegeben und hätte das deutsche Volk im Gegensatz zum Bundestag abstimmen dürfen, hätte die „Verfassung für Europa“ wohl ein weiteres „Nein“ erhalten.

Diese „Verfassung“ krankt von Anfang an und man lässt sie einfach nicht sterben. Man wollte nun über Europa nachdenken, um den Ratifizierungsprozess danach fortzusetzen. Demokratie heißt manchmal – einfach nicht darauf hören, was das Volk entscheidet und verlautbaren, man müsse nun in den Dialog mit den Bürgern treten und sie Ernst nehmen. Den hypothetischen Volkswillen kennt eh nur unsere politische Nomenklatura, v.a. die in Brüssel.

Um nicht mehr um den heißen Brei zu Reden, wie die Eurokraten:

Dieser Verfassungsentwurf, der weit davon entfernt ist (west-)demokratische Standards in die EU zu bringen ist der kleinste gemeinsame Nenner der europäischen Nationalstaaten. Er ist ein intergouvernentemaler Kompromiss zwischen Machtstaaten. Da es eben so lange gedauert hat diesen Kompromiss zu finden, soll er auch mit aller Macht durchgesetzt werden. Genauso unerbittlich, wie man seine Position gegen den anderen Nationalstaat verteidigt hat, gilt es nun die gemeinsame Position gegenüber den Völkern Europas zu verteidigen. Die Mehrzahl von ihnen darf nicht einmal über diese Verfassung, die ja angeblich für sie gemacht worden ist, abstimmen. Die Denkpause wurde eingelegt, damit die Verfassung bei weiteren Referenden nicht in den Sog eines Negativtrendes gerät. Denn zu viele weitere Niederlagen kann sich selbst die EU nicht mehr erlauben, obwohl die Verfassung nach dem ersten „Nein“ eigentlich tot war. In allen Staaten muss sie ratifiziert werden. Ich erinnere an die demokratietheoretisch interessante Idee, das Referendum in Frankreich solange zu wiederholen, bis die Franzosen zustimmen. Ja, das ist Demokratie à la Brüssel.
Die Verfassung ist nicht gewollt und deswegen tot - die EU lässt sie künstlich am Leben. Zudem verdient dieses Werk die Bezeichnung Verfassung gar nicht. Oder sollte sie tatsächlich unmittelbar und ewig gelten? Wollten uns, den Völkern Europas, die Eurokraten ein undemokratisches politisches System, dass eben demokratischer geworden ist, für die Ewigkeit schenken? Ich hoffe nicht! Also hätte die Verfassung immer wieder geändert werden oder ausgetauscht werden müssen! Und genau das braucht kein politisches System der Welt oder es zeugt eigentlich von politischer Instabilität. Napoleon beispielsweise änderte im Schnitt alle 2 Jahre die Verfassung.
Deswegen finde ich den Vorstoß Chiracs vernünftig! Gerade jene Verfassungsverliebten argumentieren mit der Unregierbarkeit der EU und plädieren für die Verfassung. Dann sollten auch sie einsehen, dass eben viel Zeit verstreichen wird, bis dieses Werk ratifiziert ist. Ergo: Die Teile, die notwendig sind, herausschneiden und diese ratifizieren, damit die EU handlungsfähig bleibt. Leider scheint es manchen gar nicht einmal um Inhalte zu gehen, sondern nur um den schönen Namen – Verfassung.


Apropos merkwürdige verfassungsrechtliche Ansichten:

3.) Ukraine

Der ukrainische Justizminister Serhij Holovatij erklärte, die vom Parlament abgesetzte Regierung sei weiterhin im Amt, da dass Parlament nicht das verfassungsmäßige Recht hätte sie abzusetzen. Interessant, wenn der Justizminister eines Landes seine eigene Verfassung nicht kennt. Ein kleiner Tipp Herr Holovatij: Art. 115 klärt Sie auf, welche Rechte das Parlament im Bezug auf die Regierung hat.

Doch wer ist denn auf einmal prorussisch in der Ukraine? Alle? niemand?

Juscenko lobt das Gasabkommen und erklärte die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder funktionieren zum erstens Mal und endlich nach den Regeln des Marktes. Er kündigte auch an, dass beide Länder enger bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie zusammenarbeiten möchten.

Zudem sehen Beobachter zunehmend in der energischen Kritikerin des Gasabkommens und Russlands, der Gasprinzessin Julija Timosenko, eine potentielle Verbündete Moskaus in Kiew. Sie habe bei ihrem jüngsten besuch in Moskau zugesichert, sich dafür einzusetzen, dass die Ukraine nicht der NATO beitrete. Dafür soll das Korruptionsverfahren gegen sie in Russland eingestellt werden. Diese Undurchschaubarkeit macht die Politik so spannend - eben kein Carl-Schmittsches Freund-Feind-Schema.

Und Apropos Durchschaubarkeit und Russland.

5.) Angie an der Moskva

Unsere erste Bundeskanzlerin ist in Moskau und wünschte sich wohl eher wieder in Washington, beim netten Onkel Bush zu sein.

Die strategische Partnerschaft wolle sie betonen, aber auch über Differenzen sprechen. Denn während Schröder bei seinen Gesprächen mit Putin auf Deutsch, öfter die Wörter wie Menschen- und Bürgerrechte oder Pressefreiheit vergas (wie heißen denn diese Begriffe auch nur auf Deutsch?), scheint die Streberin Merkelova diese Vokabeln auch auf Russisch drauf zu haben.

Leider sind Staatsbesuche auch manchmal und manchmal ziemlich oft nur fürs eigene Publikum gedacht. Wir hier finden so ein Auftreten natürlich „dufte“, wie es wohl Angela in ihren Jugendjahren genannte hätte. So kurz im Amt und sie zeigt, dass sie mehr Eier beim russischen Bären hat, als der Bundesmacho Gerd.

Jedoch – etwas fehlt. Es ist interessant, was Angela so in Moskau sagen könnte, aber was könnte Vladimir Vladimirovic zu unserer Angela und zu seinem Publikum sagen? Gäbe es auch von seiner Seite „Diskussionsstoff“?

Hier die Aufzählung einer osteuropäischen Zeitung, die im Übrigen der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung gehört:

- Die Einmischung in die innere Angelegenheiten und das politische Leben Belarus`, das schließlich Teil der Russisch-belarussischen Union ist.
- Das Kokketieren mit Mitgliedern des ehemaligen Ostblockes zum Schaden Russlands, vor allem mit Polen und den baltischen Staaten.
- Und natürlich die deutsche Position beim Gasstreit mit der Ukraine.

Zu Erinnerung an Frau Merkel, da Herr Schröder dies öfter vergas. Sie muss die deutsche Außenpolitik auch immer im Rahmen der EU, also im Rahmen der Außenpolitiken und somit Interessen der anderen 24 EU-Staaten führen. Putin muss auf so etwas keine Rücksicht nehmen.
Ob also ein Austausch der Feindbilder (nun wieder gute Amis und böse Russen) so tauglich für die deutsche Außen-, die auch immer Wirtschaftspolitik ist, wage ich zu bezweifeln.

Vielleicht sollten wir aufhören aus innenpolitischen Gründen in der Außenpolitik verzweifelt nach „Feinden“ zu suchen. Der Dicke hatte es damals drauf gehabt! Er wusste wie Außenpolitik funktioniert. Das muss man ihm lassen!

Und da ich heute auch über das Recht auf Dummheit sprach… ich befolge jetzt doch einmal den Rat der Ärzte und schone meine Hand, denn sonst geht das noch ins Unendliche…
Auf Wiedersehen!

Sonntag, Januar 15, 2006

Freitag, der 13.

Da wollte ich doch die Weiten des WWW weiterhin mit meinen Posts zuspamen. Schließlich ist wieder viel passiert:

Das Land der Arier möchte die Welt provozieren;
in der Ukraine blickt langsam keiner mehr irgendetwas durch;
wir beschuldigen die Franzosen, dass sie die tote EU-Verfassung begraben und mittelst modernster konstitutioneller Chirurgie die Teile herausoperieren möchten, die noch leben;
die Gesinnungsprüfung in Baden-Württemberg soll nun nicht nur bei Muslimen, sondern bei allen einbürgerungswilligen Ausländern angewendet werden;
Falke deklassiert Ludwigsburg,
Soto wird AllStar und
alle anderen direkten Falkegegner punkten auch…

Oh ja – viel Stoff um das Internet zuzumüllen, wenn, ja wenn nicht dieser Freitag gewesen wäre.
Treppe ausgerutscht, auf die rechte Hand drauf, Verstauchung, Prellung und vor allem eine Woche außer Gefecht.

Mittlerweile erkenne auch ich die Vorzüge eines Klonersatzteillagers.
Man fällt hin, geht zur Erlerklinik – „Herr Peq, sie haben sich die Hand geprellt und verstaucht, aber kein Problem. Wir züchten Ihnen in 2 Minuten eine neue, viel bessere. Sonst noch Wünsche?“
„Ähm, ach ja. Wie schaut’s mit Nasen aus? Ich bin da einmal in so eine, nennen wir es doch einfach „unangenehme Situation“ geraten und meine Nase wurde dabei gebrochen und ist leider immer noch schief.“
„Das, Herr Peq, haben wir doch gleich gesehen und Ihnen schon eine gezüchtet. Vor allem eine schöne, gerade und sehr große Nase.“
„Ohja, das ist toll, Herr Dr. von Klonski.“

Dazu dann noch die Schmerzmittel, die bei mir eh net anschlagen und die Welt sieht toll aus… Schöne neue Welt. Aber ich vergas – es ist ja an einem Freitag dem 13. passiert.

„Herr Peq uns ist da ein kleines Malheur passiert. Sie können nun mit dem rechten Arm riechen und mit dem Gesicht schreiben. Wie uns das auch nur passieren konnte. Ich weiß es nicht.“ …

Tja, und ich würde um die Erfahrung reicher geworden sein, dass ein Freitag, der 13. leider noch nicht weggeklont werden kann. Noch nicht! ;-)

Mittwoch, Januar 11, 2006

Peqair - oder - Eine gedankliche Reise von Hattusa nach Warschau

Bei Abschluss des Friedenvertrags von Hattusa, zwischen Hattusili III. von Hatti und dem Pharao Ramses II. von Ägypten vor ca. 3250 Jahren, dem ältesten überlieferten paritätischen Staatsvertrag mussten sich beide Herrscher Gedanken machen, wie mit diesem Dokument, ja eigentlich neuen Medium umgegangen werden soll. Schließlich hatte die Welt bis dahin keine Erfahrungen mit paritätischen Staats- oder gar Friedensverträgen gemacht. Wer den anderen platt macht, hat Recht. So einfach war Politik einmal. Doch nun merkte man, dass das Plattmachen doch nicht so einfach geht, wenn beide gleich stark sind und es manchmal für beide sinnvoller ist, mit dem Plattmachen aufzuhören. Eine Rational-Choice-Entscheidung, denn die negativen Auswirkungen überwogen doch die positiven.

Also vereinbaren die beiden göttlichen Herrscher, dass nun Friede herrsche. Doch, wie macht man das? Nur die Hand geben? Im Orient reicht das nicht, vor allem, wenn der Friede ewig dauern soll. Ja die Ewigkeit stellt auch ein Problem dar. Zwar sind Großkönig und Pharao göttlich, aber aus eigener Erfahrung weiß man, dass einen orientalischen Herrscher schnell das zeitliche, auch durch Verwandte segnen kann. Also musste der Frieden dokumentiert werden und er musste für die Gegenwart und Vergangenheit zugänglich sein, damit auch alle immer wissen, dass ewiger Friede herrsche zwischen beiden Herrschern.

Es wurden also viele neue Mechanismen geboren, die wir heute als selbstverständlich erachten. Der Frieden wurde schriftlich dokumentiert, der Vertrag wurde archiviert und jährlich vorgelesen. Die Nachwelt konnte und sollte teilhaben an ihm. Der moderne Historiker verdankt dieser Praxis seine Arbeit. Was wäre die Welt ohne Quellen. Und seit jeher ist nun mal vor allem das spannend, was in Herrscherhäusern passiert, ist Politik spannend, ist Macht einfach spannend. Doch irgendwann stellte der Staat fest, dass es Sachen gibt, die sein Volk nichts angehen. Er hat Geheimnisse. Heute heißt es immer, es ginge um die Sicherheit.

Wie gehen nun demokratischen und wie gingen so genannte volksdemokratische Staaten mit Staatsgeheimnissen um?

Die Macht geht vom Volke aus bzw. der Ursprung aller Macht liegt bei ihm. Aber sie ist nicht mehr beim Volk. Wir geben ja unsere Macht weiter an die, die es besser machen können oder es überhaupt machen wollen. Nun ja, auf jeden Fall wurde jenen (Institutionen), die nun die Macht haben (und von uns geliehen haben) bewusst, dass es da, trotz aller Staatsgeheimniskrämerei eine Verantwortung dem Pöbel, pardon Volk gegenüber gibt, diesen auch über fast alles zu unterrichten, was in seinem Namen geschieht.

Somit auch über geheime Dokumente.
Um aber die Staatssicherheit nicht zu gefährden bedarf es bestimmter Mechanismen. Beispielsweise einen bestimmten Zeitraum, in dem die Akten öffentlich nicht zugängig sind. Da es hier um so heikle Sachen, wie eben die Sicherheit geht, ist es in allen Staaten Usus, dass Akten dann geöffnet werden, wenn man ausgehen kann, dass eine Politikergeneration nicht mehr auf Erden weilt. 30 Jahre, 50 Jahre. Je nachdem. Natürlich rein zufällig. Ein Schelm, der böses denkt.

Interessanterweise verbleibt der Großteil der geheimen US-Dokumente aus der Zeit des 2. Weltkrieges auch weiterhin unter Verschluss. Wie auch viele britische Dokumente für längere Zeiten nicht zugänglich sein werden. Erst vor einigen Tagen wurden die als streng geheim eingestuften Protokolle des Kriegskabinetts unter Churchill 1942-45 veröffentlicht. Über 60 Jahre durften die Dinger staub ansammeln und Historiker aus aller Welt mit ihnen nicht arbeiten.

Passend dazu öffnet Polen nun das Archiv des Warschauer Paktes und dass obwohl bei der Auflösung des östlichen Militärbündnisses vereinbart worden ist, dass die Unterzeichnerstaaten die Dokumente keinem Dritten zugänglich machen werden und sie weiterhin geheim bleiben sollen.
Hingegen ist Polens 42 Jahre junger und jung im Amt befindliche Verteidigungsminister Radoslaw Sikorski der Ansicht, dass das Abkommen über Geheimhaltung nie in Kraft getreten sei, da ihm der polnische Sejm (Parlament) nie zugestimmt habe. Zudem handele es sich hier um ein geschlossenes Kapitel der Geschichte, das für Historiker von Interesse sei.
Solch eine Einsicht fehlt wohl seinen US-amerikanischen bzw. britischen Kollegen oder ist dort der 2. Weltkrieg noch kein abgeschlossenes Kapitel?

Die Polen erhoffen sich Licht ins Dunkel ihrer neuesten Geschichte zu bringen.
Welche Rolle hatte der Warschauer Pakt bei Niederschlagung des Danziger Arbeiteraufstandes? War Jaruzelski ein Vaterlandsretter oder Gehilfe der Sowjets, als er das Kriegsrecht ausrief?

Fragen, die Polen spalten und brennend interessieren. Allerdings zeigt die Aufarbeitung von Besatzungszeiten, dass Polen noch weit entfernt zu sein, seine eigene Geschichte aufzuarbeiten. Um hier einige Aspekte zu nennen: die Glorifizierung der Polnisch-Litauischen Adelsrepublik, „großpolnische“ Außenpolitik und der Kult um die Schwarze Madonna von Tschenstochau, der Königin Polen, auch in der Solidarnosc.

Obwohl es momentan den Anschein hat, dass in Warschau nur ein Teil der Dokumente des Warschauer Paktes liegen (die sowjetische Militärführung scheint den Polen wohl damals schon nicht gertraut zu haben) werden die russisch-polnischen Beziehungen wieder einmal frostiger. Die Russen werfen den Polen vor, dass sie dadurch wieder einmal versuchen, die Sowjetunion als Unglück Polens und Europas darzustellen. Dazu würde passen, dass z.B. der Verteidigungsminister Sikorski es niemals verhehlte ein Antisowjetschik zu sein. In Polen weist man darauf hin, dass Putin den Untergang der Sowjetunion als Katastrophe bezeichnet habe. Egal, wie man es dreht und wendet – neuer Zündstoff in den Beziehungen zweier (slawischer Bruder-) Länder.

Ich hoffe Sie beehren uns wieder, wenn wir wieder einmal mit Peqgeschwindigkeit durch 3000 Jahre Geschichte reisen, wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt und schönen Tag.
Auf Wiedersehen.

Heißer Wahlkampf in der kalten Ukraine

Der Wahlkampf in der Ukraine spitzt sich weiter zu. Gestern entließ der Oberste Rat (Verchovna Rada - ukrainisches Parlament) die Regierung Jurij Jechanurows. Der Grund hierfür ist das Abkommen bzgl. der Gaslieferungen aus Russland zwischen Ukrnaftogaz und Gazprom.

Vor allem die charismatische Führerin der orangenen Revolution, Julija Timosenko, die bis September selbst Ministerpräsidentin war, trieb die Entlassung des ehemaligen Weggefährten voran, und das obwohl nicht die Regierung, sondern das (Staatsunternehmen) Ukrnaftogaz den Vertrag unterzeichnet hat. Zudem will sie mit einigen anderen Politikern die ukrainischen Unterhändler verklagen, weil sie durch diesen Vertrag dem Land geschadet haben und die Gültigkeit des Vertrages selbst vom internationalen Schiedsgericht für Wirtschaft in Stockholm prüfen lassen.
Des Weiteren fordert sie die ehemaligen orangenen Weggefährten, den Präsidenten Juscenko und den Noch-Premier Jechanurow zu einer Fernsehdebatte über die Energieversorgung der Ukraine auf.

Im Energiesektor kennt sich die „Gasprinzessin“ Julija Timosenko aus, die hier in den 1990ern eine „erfolgreiche Karriere“ hingelegt hatte. Seitdem sie von Juscenko, aufgrund von Korruptionsvorwürfen gegen Mitglieder ihrer Regierung, im September aus dem Amt entlassen worden ist, befehden sich die beiden Lager der orangenen Revolution.

Ob Juscenko bis zu den Wahlen im März überhaupt eine neue Regierung bilden lässt ist fraglich. Zum einen zweifeln er und sein Premier überraschenderweise an der Verfassungsmäßigkeit des Misstrauensvotums, zum anderen kann er eine abgewählte Regierung laut Verfassung 60 Tage im Amt lassen – und bis dahin sind ja schon Wahlen.

Dienstag, Januar 10, 2006

Tschüss Detti, Hallo Muki

Lange haben wir alle darauf gewartet, nun ist es endlich soweit, die BSEler trennen sich von Bundes-Detti und holen sich dafür Alba-Muki.

3 Siege, 11 Niederlagen, davon zu letzt 8 in Folge weist die Braunschweiger auf Platz 16.

Die Entlassungsinitiative ist auf den Braunschweiger OB zurückzuführen, der sich Sorgen um die Wirtschaftlichkeit der schönen Volkswagenhalle macht. Dettmann wurde auch ein faires Ultimatum gestellt – Du gewinnst als Tabellenletzter beim Pokalsieger in Köln, oder Du gehst. Somit lag doch Dettis Schicksal in seinen Händen bzw. seiner Spieler.
85-60 lautete das Ergebnis aus Kölner Sicht und Basketballdeutschland wartete auf die Entlassung des ehemaligen Bundestrainers. Denn solch eine Niederlage als Tabellenletzter gegen den Tabellen Fünften, der eine Heimbilanz von 8-1 hat, muss als peinlich bezeichnet werden und Konsequenzen nach sich ziehen!

Dettmann ist nun weg und für ihn kommt der Albaneser Meistercoach Emir Mutapcic. Der Vertrag läuft bis 2008, auch für die Liga 2. Vielleicht ist den Verantwortlichen doch in Sinn gekommen, dass der Verein eine Umstrukturierung braucht.

Dass sich da die Kommune auch finanziell so tatkräftig mit einmischt ist eine andere Sache. Denn in Zeiten knapper Kassen in einen verschuldeten Profiverein und seine Spieler und Coach, statt in Kindergartenplätze Geld zu pumpen ist doch mehr als problematisch. Braunschweig muss für die Wirtschaft attraktiv werden. Potentielle Sponsoren gibt’s im hohen Norden – ich erinnere nur an den Namen der wunderschönen Halle, in der die BSEler Basketball spielen oder es zumindest bisher versucht haben zu tun. Zudem ist es eben, auch aus Nürnberger Sicht doch eine Wettbewerbsverzerrung, wenn ein verschuldeter Verein noch mit Geld zugepumpt wird, damit er nicht absteigt und wir mit dem mit Abstand geringsten Etat in der Liga versuchen vernünftig zu wirtschaften und trotzdem für unseren Anspruch gute sportliche Ergebnisse erzielen.

Trotzdem scheint die Dauer des Vertrages mit Mutapcic mit der Option 2. Liga darauf hinzudeuten, dass man auch in Braunschweig mittlerweile weiß, wie es um den eigenen Verein steht.

Montag, Januar 09, 2006

Quo vadis Ukraina?

Nach dem Gasstreit mit Gazprom beginnt heute, passend zum ukrainischen Wahlkampf, der Gongadseprozess. Der Journalist Georgij Gongadse wurde im Herbst 2000 entführt und enthauptet. Ähnlich wie im Fall des serbischen Journalisten Slavko Curuvijas, war auch Gongadses Ermordung ein Katalysator im Revolutionsprozess. Die beiden Regimes, Kucmas und Milosevics, wurden daraufhin sowohl national, als auch international angreifbarer, verwundbarer, isolierter und erhielt den Antlitz des Kriminellen.

Ich erinnere nur kurz an Kucmas Zickzackkurs zwischen dem Westen und Russland, weil viel zu oft vergessen wird, dass Kucma lange Zeit als Musterdemokrat, wie heute eben Juscenko oder Timosenko, gepriesen worden ist. Den letzten Schwenk vollbrachte er nach dem Irakkrieg. Während er noch damals Seit’ an Seit’ mit den Amerikanern und Neuen Europäer, v.a. den Polen die Demokratie, Menschenrechte und Freiheit in den Irak bringen wollte, wendete er sich kurz darauf dem großen Bruder Russland zu, der mit Deutschland und Frankreich zu den Irakkriegsgegnern gehörte. (Eigentlich auch eine interessante Geschichte, denn Russland war nicht von Anfang an vehement gegen diesen Krieg. Die Amerikaner hätten nur geschickter sein müssen). Der Grund war, dass es eben keine Belohnung vom Westen dafür gab, dass ukrainische Soldaten mit ihren polnischen Brüdern (auch ein interessanter Exkurs – „Die Ukraine zwischen Polnisch-Litauischer Adelsrepublik und Russischem Zarenreich“ *g*) im Irak für Recht und Ordnung sorgten.

Dies war dann eigentlich auch die Geburtsstunde für den Einheitlichen Wirtschaftsraum, dem Lieblingsprojekt Putins, zwischen Belarus, Ukraine, Russland und Kasachstan. Spätestens hier verlor Kucma alle westliche Unterstützung.

Zurück zum Fall Gongadse. Dieser machte in Internetberichten auf Korruption in der Kiewer Führung aufmerksam und wurde danach tot aufgefunden. Somit lag der Verdacht nahe, dass Kucmas Regime hinter dieser Ermordung steckte. Die damalige Opposition konnte später schließlich auch aufgrund dieses nicht gelösten Mordes politisch profitieren.

Nun beginnt also der Prozess und das zu Wahlkampfzeiten. Die zerstrittenen Führer der Orangenen Revolution holen durch die Gazpromkrise zu ihrem Kontrahenten Janukovic auf. Ein Phänomen, das übrigens häufig nach „demokratischen Revolutionen“ in den letzten zwei Jahrzehnten beobachtet werden konnte. Der Zerfall des Revolutionsbündnisses und Rückkehr der alten Machthaber unter neuen Vorzeichen.
Angeklagt sind drei Offiziere der Geheimpolizei. Polizeigeneral Olexij Pukac, der laut Staatsanwaltschaft auch beteiligt gewesen sein soll ist verschwunden. Die Umstände des Todes von Kucmas Innenminister Jurij Kravcenko im April 2005 sind nicht geklärt. Entweder Mord oder Selbstmord. Auf jeden Fall wurde neben der Leiche ein Brief gefunden, in der Kucma bezichtigt wird, hinter der Ermordung Gongadses zu stecken.

Genau hier wird’s nun spannend. Ukrainische Abgeordnete, die diesen Fall untersuchen sollten, glauben nicht an einen Mordbefehl von Kucma, da er durch die Ermordung weiter an politischen Boden in der Ukraine und weltweit verlor. Zudem äußern einige ukrainische Medien der Verdacht, dass Juscenko selbst nicht an einer Aufklärung interessiert sei, weil er sonst einige Verbündete verlöre, wie z.B. den Parlamentspräsidenten Volodymyr Lytvyn.

Denn eins ist klar, die Aufklärung wurde und wird hinausgezögert, was den Europarat dazu bewog, die ukrainischen Behörden wegen der stockenden Ermittlungen zu kritisieren. Daraufhin wurde auch der Generalstaatsanwalt Svjatoslav Piskun von Juscenko abgesetzt.
Es bleibt abzuwarten, welche Erkenntnisse der Prozess mit sich bringt, in wie weit er europäisch-rechtsstaatlichen Standards entsprechen wird und wie alle Lager versuchen werden daraus zu profitieren. Ein heißer Wahlkampf erwartet die Ukraine und zeigt, wie entfernt sie im politischen und rechtlichen Sinne doch von Europa entfernt liegt.

Quid pro quo

Der amerikanische Lobbyist Jack Abramoff bekannte sich bei dem Korruptionsprozess gegen ihn schuldig und das politische Amerika ist am zittern.
Gegen wen packt der einflussreiche Geschäftsmann aus? Wer erhielt Gefälligkeiten für andere Gefälligkeiten, getreu dem Motto quid pro quo?
Dies war auch der Anlass für mehrere Kommentatoren die Lobbyszene in Deutschland und der EU näher zu beleuchten. Gibt es so etwas, wie eine K-Street auch bei uns, wie laufen die formellen und informellen Kontakte ab, wie einflussreich sind Lobbyisten bei uns.

Jeder der mich kennt, wird schon ahnen, was jetzt folgen wird. Eine Journalistenschelte und klugscheißerische Besserwisserei ;-)

Wie kommt es auf europäischer oder nationalstaatlicher Ebene zum Lobbying? Man könnte darüber ganze Bände schreiben. Heute will ich mich an den spaßig gemeinten Rat einer Freundin halten und „fasse mich kurz“. Also in meinen Augen kurz… *g*

Wir haben zwei Seiten beim Lobbying – auf der einen den Gesetzgeber, auf der anderen jemanden, der Einfluss auf die erste Seite ausüben will. Wieso jemand Einfluss auf die Gesetzgebung haben will, kann jeder für sich beantworten. Spannender ist doch die Frage, wieso sich der Gesetzgeber auf dieses Spielchen einlässt.

Ich versuche einzelne Stichpunkte aufzugreifen.

- Ressourcenknappheit:
Zu wenige Mitarbeiter und Informationen bei gleichzeitig steigenden Aufgaben und komplexer werdenden Themen zwingt z.B. einen Parlamentarier gerade dazu sich externe Informationen und Expertisen zu verschaffen. Darüber hinaus ist es Usus geworden, dass die Europäische Kommission oder Bundestagsfraktionen auf fertige Gesetzesvorlagen von Lobbyisten warten. Es kommt eben vor, dass auf Gesetzesvorlagen folgende Bemerkungen drauf stehen: „Kassenärztliche Bundesvereinigung“, „Vorschlag BASF“, „wörtlich RWE“.

- Akzeptanz schaffen und Durchführbarkeit
Als Paradebeispiel soll der einflussreiche Deutsche Bauernverband DBV dienen. Wir alle wissen noch aus der Schule, dass die Anzahl derjenigen, die sich ihr tagtägliches Brot durch landwirtschaftliche Arbeit verdient bzw. gleich selber macht, deutlich unter der 5% Marke liegt. Wieso ist dann deren Verband so einflussreich?
1. Er droht Parteien damit Wahlempfehlungen auszugeben – und zwar allen die im Ländlichen ihr Häuslein haben – und das ist schon einmal ein geschlossener Block von ca. 15% (falls mein Prof. damals die richtige Zahl sagte *g*).
2. Hilft er der Legislativen und Exekutiven in der Durchsetzungen und Akzeptanz von Gesetzen. Der DBV informiert und berät von unten nach oben und umgekehrt. Er dient als Informationskanal. Dadurch erspart sich der Staat viel Bürokratie und Geld.

Auf der EU-Ebene können wir ähnliches beobachten. Hinzu kommt, dass die EU manchmal in Nationalstaaten nach Verbündeten gegen diesen sucht, um bestimmte Vorhaben durchzusetzen.

Kurz fassen in der Politik ist schwer…. Da fehlt ja mehr als 90% ;-)

Schauen wir uns deswegen auch nur ganz kurz die andere Seite an.

Da finden wir (umstrukturierte) Euroverbände, nationale Verbände und Dachverbände, Eigeninitiativen der Unternehmen, consultant officies (Lobbyagenturen, Rechts-Beraterfirmen) und den European Round Table of Industrialists (ERT).
Der Trend geht immer mehr dazu, dass Unternehmen mehrgleisig fahren und je nach Ressourcen auch selber oder durch Lobbyagenturen vor Ort präsent sind.
Es existieren formelle und informelle Kontakte zu den einzelnen Institutionen, d.h. es gibt geregelte Zugänge von Interessenvertreter zur Legislativen, aber eben auch „parlamentarische Abende“ oder sonstige Treffen, zwischen ausgewählten Lobbyisten, Unternehmern und Parlamentariern. Dort werden dann Kontakte zwischen Politik und Wirtschaft geknüpft. Alles Weitere läuft nach dem Motto quid pro quo, wie fast alles im Bereich Lobbyismus.

Zum Schluss wollte ich einige einflussreiche Interessenvertreter auf Bundes- und Europaebene aufzählen – Die Zigarettenindustrie, die Pharmabranche, die Energiewirtschaft, die Landwirtschaft, die Stahlindustrie (v.a. der Euroverband Eurofer), Chemieindustrie und Biotechnologie.

Ich werde mit Sicherheit zu diesem Thema noch einiges posten, um vielleicht zu erklären, wieso gerade die von mir benannten Branchen so einflussreich sind und um einmal den ERT – den European Round Table vorzustellen.
Allerdings wollte ich mich ja heute kurz fassen. ;-)

Mittwoch, Januar 04, 2006

Wenn die Unfallmedizin krankt

Stell Dir vor, Du hast einen Unfall, bist schwer verletzt, der Rettungswagen ist auch gleich vor Ort, aber kein Krankenhaus will Dich aufnehmen. Eine Odyssee beginnt.

Dies ist allerdings keine Erzählung von Kafka oder ein Erlebnisbericht eines Drittweltstaates. Das geschieht in Deutschland. Denn das Fach der Unfallchirurgie krankt.

Hier ein Beispiel aus der Süddeutschen Zeitung:

Ein 28 jähriger LKW-Fahrer fährt um 15.30 gegen einen Baum in Norddeutschland. 15 Minuten später war der Notarzt da. Allerdings wollte keines der 5 Krankenhäuser der Umgebungen den jungen Mann aufnehmen, obwohl oder gerade, weil sein Gehirn verletzt war und zahlreiche Knochen gebrochen waren. Gegen 18 Uhr brachte der Notarzt den Mann in ein nahe gelegenes Krankenhaus, das für solche Fälle gar nicht gewappnet war. Das überforderte Krankenhaus versuchte ihn in ein für Notfallpatienten spezialisiertes Krankenhaus zu verlegen – in den nächsten 2 ½ Stunden kamen 12 Absagen! Erst um 20:30 Uhr erklärte sich eine Klinik im 135 km entfernten Hannover bereit ihn zu übernehmen. Dort gelang er um 21:05 mit dem Helikopter. 5 ½ Stunden nach dem Unfall. Dort verbrachte er dann 17 Tage auf der Intensivstation.

Wie kann so ein Fall, der laut SZ exemplarisch für die Notfallmedizin stehen kann, passieren?
Es liegt an der Notfallvergütung der Kliniken. Nach den neuen Fallpauschalen bekommt eine Klinik 30.000 Euro für einen schwerstverletzten Patienten. Durchschnittlich benötigt ein Unfallopfer allerdings 38.000 Euro. Je größer die Verletzung, desto größer wird das Verlustgeschäft für das Krankenhaus.

Leidtragender in dieser Angelegenheit ist der (Unfall-)Patient - und das kann jeder sein!

Dienstag, Januar 03, 2006

Gas als Raketenersatz?

Stereotype filtern Informationen in einer Welt der Informationen und erleichtern durch Vereinfachung somit unser Leben. Seit jeher ist der große Riese Russland, der größte Flächenstaat auf Erden und die zahlenmäßig größte europäische Nation eine Unbekannte in unserem Denken.

Slawische Heiden, orthodoxe Schismatiker, mongolische Untertanen, zaristische Imperialisten, bolschewistische Untermenschen, kommunistische Weltrevoluzzer und Njet-sager…

Ex oriente malus.

Und seitdem Putin das Präsidentenamt des Riesenreiches von Elcin’ geerbt hat, wurde Russland wieder immer mehr zur Unbekannten. Neuester Stein des Anstoßes ist der Streit zwischen dem russischen Staatsunternehmen Gazprom und der Ukraine über die neuen Gaspreise für das Land.

Was konnte der deutsche Zeitungsleser und Nachrichtenschauer so alles erfahren?

Russland erhöhte zum neuen Jahr die Preise für Gas, das an die Ukraine geliefert werden soll von 50 auf 230 Dollar pro 1000 Kubikmeter. Man erfährt auch, dass die erste Summe ein Vorzugspreis ist und die zweite dem Weltmarktpreis entspricht. Zudem habe die Ukraine nix gegen den Weltmarktpreis, wenn dieser aber erst in Etappen erreicht würde.

Zugleich weiß man auch, wieso Russland so reagiert – es geht um pure Machtpolitik und Rache für die orangene Revolution. Des Weiteren finden in Kleinrussland im März Parlamentswahlen statt. Also zählt man 1+1 zusammen und weiß, dass Russland hier Druck ausüben und die Ukraine zum slawischen Schmusekurs zwingen will.

Seitdem Druckabfälle in den Gaspipelines der Europäischen Union festgestellt worden sind, warnen selbsternannte Russlandexperten davor, dass man viel zu viel Gas aus dem Riesenreich importiere und somit in eine Abhängigkeit gelange. Schließlich benutzen die Russen Gas als Raketenersatz. Das weiß doch jeder.


Aber folgen wir dem Philosophen Slavoj Zizek und fragen einfach naiv und dumm.

Putin stellte sich bei der ukrainischen Präsidentenwahl hinter Viktor Janukovic und gegen den späteren Wahlsieger Viktor Juscenko und die spätere Premierministerin Julija Timosenko. Wieso erhob Putin den Gaspreis nicht sofort danach? Wieso erst jetzt? Wegen den Parlamentswahlen? Nehmen wir nun an, dass Putin um sich nicht gerade einen dummen Beraterkreis hat. Seit der Krise steigen die Umfragewerte für das zerstrittene orangene Lager an. Davor lag Janukovic, wegen des Unmutes im Lande gegen die Orangenen vorne!
Doch nun gibt es die typische Solidaritätsbewegung und es kommt den orangenen „Demokraten“ nur zu Recht, da sie sich eben nicht als Musterdemokraten entpuppten.
Macht also Putin wieder den gleichen Fehler? Wie gedachte er denn mit erhöhten Gaspreisen noch mehr Stimmen für Janukovic zu sammeln? War ihm nicht klar, dass seine Gegner in der Ukraine „Erpressung“ rufen werden? Dass sie „Rache“ schreien werden? Natürlich bleibt die Frage, wieso eine verspätete Rache und was für eine Erpressung? Die Preise wurden so erhöht ohne ein Junktim. Etwas, was westliche Staaten ja all zu gerne machen. Hilfe nur unter bestimmten Bedingungen. Hier allerdings wurde von der Ukraine nichts erwartet. Es war kein – liebt uns oder schluckt den Preis. Es war nur ein – schluckt den Preis!

Wer sich wirklich mir Russland befasst war dies auch klar. Russland befindet sich im Wirtschaftsboom – und zwar größtenteils aufgrund des Energiesektors! Da ist es klar, dass Gazprom auf mehr Profit aus ist. Schließlich ist die Sowjetunion passé.

Was viele durch diesen Gastreit Gazprom-Ukraine nicht mitbekommen haben, ist, dass der Energiekonzern seine Preise für alle Staaten der ehemaligen Sowjetunion erhöht hat.

Hier eine kleine Liste. Die Dollarpreise für die Jahre 2005 und 2006

Armenien 60 -> 110
Aserbaidschan 60 -> 110
Estland 80 -> 125
Georgien 63 -> 110
Lettland 80 -> 125
Litauen 80 -> 127
Moldawien 80 -> 160
Ukraine 50 -> 230
Belarus 48 -> 48

EU-Staaten im Schnitt 240 Dollar

Was kann man dieser Tabelle entnehmen? Die Preise sind überall gestiegen.

Wir können entnehmen, dass die baltischen Staaten, die nicht in der GUS sind, die seit jeher ihre Streitigkeiten mit Russland haben, weit unter dem Weltmarktpreis waren und es immer noch sind. Moldawien und Georgien, die sich von Russland abgewendet haben auch unter dem Weltmarktpreis sind. Zudem sehen wir, dass zwei Staaten letztes Jahr richtige Vorzugspreise zahlen konnten – die Ukraine mit 50 Dollar und Belarus mit 48. Der Grund hierfür liegt auch im Putins Lieblingsprojekt - dem „Einheitlichen Wirtschaftsraum“ aus Belarus, Ukraine, Russland und Kasachstan. Aus diesem Projekt möchte Juscenkos Ukraine wieder raus und wendet sich Richtung NATO und EU zu.

Wieso stieg also der Gaspreis für die Ukraine so an, dass das slawische Bruderland mehr zahlen muss, als die baltischen EU-Mitglieder. Und was kann man aus diesem Konflikt für Rückschlüsse ziehen.

Die Gaspreise für die Ukraine wurden drastischer erhöht, als für die anderen ehemaligen GUS-Staaten, allerdings von einem Spottpreis auf Weltmarktniveau. Daran kann man nichts aussetzen. Dass die Motivation politisch war, ist klar. Aber man sollte nicht zu viel interpretieren. Es ging wohl eher darum ein Exempel zu statuieren, als die Ukraine zu bestrafen. Die Ukraine, wie die gesamten GUS-Staaten gehört laut außenpolitischer Doktrin Russlands zum „Nahen Ausland“. Hier sollte aufgezeigt werden, dass es eben auch seine Vorteile hat, an einer Vertiefung der GUS und anderer parallel entstandener Institutionen, wie dem Einheitlichen Wirtschaftsraum oder der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft mitzuwirken. Und Russland lockt mit seinen Energiequellen, genauso wie der Westen mit seinen Vorzügen lockt. Beides ist legitim. Dass dieses Vorgehen für das orangene Lager ein gefundenes Wahlkampffressen ist, sollte auch klar sein. Zudem kann die Ukraine weiterhin mit der antirussischen Karte bei EU und NATO Punkte sammeln – wie z.B. „Leute, schaut her. Die Russen benutzen Gas als Waffe. Die Russen sind keine vertrauenswürdige Geschäftspartner.“

Den Russen gefällt es, die Ukraine als Diebe und Bittsteller darstellen zu können. „Lieber Westen, die ach so demokratischen und marktwirtschaftlichen Reformer klauen euer Erdgas. Zudem akzeptieren sie keine Weltmarktpreise.“

Auf die Kassandrarufe einiger selbsternannter Russlandexperten sollte man allerdings nicht hören. Die Sowjetunion erwies sich in den frostigsten Zeiten des Kalten Krieges immer als zuverlässiger Partner! Das Gas kam an. Auch einige Forderungen nach neuen Gasquellen zeugen von wenig Wissen über die Materie. Im Gegensatz zu Öl oder Kohle, bedarf Gas einer sehr komplexen Infrastruktur. Gerade das Beispiel Ukraine zeigt, dass die Ostseepipeline nur im Interesse Westeuropas sein kann. Denn dadurch wird unser Bedarf gedeckt, auch wenn pseudodemokratische Staaten einmal ihre Gasrechnung nicht zahlen wollen.

Eine Maxime zieht sich durch die gesamte russische Außenpolitik seit Ende der Sowjetunion. Gute Beziehungen zu den USA und Westeuropa. Zugleich der Wunsch als gleichberechtigter Partner des Westens gesehen zu werden. Russland ist für den Westen ein zuverlässiger Partner. Das wissen leider viel zu wenige Journalisten, die sich einbilden über Russland schreiben zu müssen. Stereotype machen das Leben einfacher - auch wenn sie meistens nicht stimmen und für den Beruf unangebracht sind.