Vor Jahren diskutierte ich oft und sehr kontrovers mit einem mir sehr nahe stehendem Menschen, nennen wir ihn „A“, über Verantwortungs- und Gesinnungsethik.
Sei dir immer bewusst, dass jede deiner Handlungen Konsequenzen nach sich zieht und du die Verantwortung für sie tragen musst! Meine Ansicht. Ein verantwortungsethisches Denken, laut „A“. Wichtiger ist die Absicht einer Handlung, also ihr Ursprung – gesinnungsethisches Denken.
Mit der Gesinnungsethik konnte ich mich niemals anfreunden. Natürlich ist das Motiv einer Handlung wichtig. Allerdings kann das edelste und beste Motiv schlimmste Folgen haben. Wir diskutierten nicht rein theoretisch. Die praktischen Beispiele standen im Vordergrund, die Theorie unterfutterte nur die eigenen Argumente.
Wichtigster Bestandteil der Diskussion war das Verhältnis der Person „A“ zu „B“.
„A“ und „B“ waren lange Zeit liiert gewesen und beide wollten nun ein freundschaftliches Verhältnis zueinander pflegen. Ist auch verständlich, wenn man so viele Jahre gemeinsam verbracht hat. Allerdings bestand ein Problem. „B“ sah in der Freundschaft ein Zwischenstadium zu einer wieder erneuerten Beziehung, während mein Diskussionspartner „A“ schon wieder fest verankert in einer neuen steckte. Inwieweit „B“ Borderliner ist, war für unsere Diskussion nicht wichtig. Die Diskussion war nun folgende:
Wie verhält sich „A“ der Person „B“ ethisch richtig. Gesinnungsethisch sind hier wenige Probleme zu sehen. „A“ mag „B“, also handelt „A“ dementsprechend. Ob sich „B“ durch Handlungen von „A“ unnötige Hoffnungen macht ist VOR der begangenen Handlung unwichtig.
Verantwortungsethisch sieht es eben da anders aus, weil das Ziel im Vordergrund steht. Jede Handlung müsste auf ihre Folgen überprüft werden. Trotz guter Gesinnung kann sie den anderen verletzen.
Das Leben selbst schreibt die zynischsten Geschichten. Gerade die nahe stehende Person „A“ verletzte mich (die Absicht der Handlung war an sich gut) derart, dass die Folgen nicht nur für mich für lange Zeit unabsehbar waren. Mitunter traf es eine nahe stehende Person „C“, die ich später kennen lernte und die mit „A“ und „B“ nichts zu tun hatte.
Es gibt Situationen, in denen man Folgen seiner Handlungen nicht einschätzen kann und trotzdem gibt es immer andere Möglichkeiten, andere Wege zu gehen. Somit ist man auch in solchen Situationen, in denen die Psyche krankt oder am genesen ist, immer noch verantwortlich für sein eigenes Handeln.
Lange Zeit wollte ich der Person „A“ genau diese Kausalität:
A –verletzt-> ICH –verletzt-> C
vorführen und zum Vorwurf machen, um noch einmal aufzuzeigen, wie verantwortungslos gesinnungsethisches Denken sein kann.
Jetzt, wo sich nach all den Jahren die Möglichkeit bieten, mache ich es doch nicht. Wieso? Natürlich war die Verletzung der Ursprung der weiteren Handlungen. Trotzdem gilt es immer die (eigene) Verantwortung zu suchen und sie zu tragen.
Übrigens – ich selbst sehe mich nicht als Verantwortungsethiker, da ich mir der Wichtigkeit der Gesinnung durchaus bewusst bin. Ich denke, es kommt auf eine Mischung an. Die Verantwortung für sein eigenes Handeln steht allerdings trotzdem ganz hoch für mich.
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