Donnerstag, Februar 02, 2006

Funktionäre und Basketball

Die Schmach war unvorstellbar.
Als achtmaliger Europameister und fünffacher Weltmeister schafften es die Serben im eigenen Land nicht unter die besten acht europäischen Mannschaften zu gelangen. Zeljko Obradovic musste endlich als Coach gehen. Denn die Bilanz nach Svetislav Pesics Abgang sah nicht gut aus. 2003 - Blamage bei der EM in Schweden, dann übernahm der serbische Dettman, Zeljko Obradovic, das Ruder. Es folgten die noch größere Blamage bei der Olympiade in Griechenland 2004 und die Schmach von Novi Sad (Die Mannschaft durfte nicht einmal in der neuen Belgrader Arena spielen.) 2005. Der serbische Detti übernahm die Verantwortung und ging.

Die FIBA erbarmte sich der Serben und neben Puerto Rico oder Südkorea bekam auch Serbien eine Wildcard für die WM 2006 in Japan. Ist irgendwie sowohl für die Veranstaltung, als auch die Mannschaft peinlich, wenn der amtierende Weltmeister nicht seinen Titel verteidigen kann, weil er gar nicht teilnimmt an der WM.

Und als ob der Basketballbund Serbien-Montenegros auf mich hörte und erkannte, dass, wenn man drei Weltmeisterschaften hintereinander und den Titel verteidigen möchte, man einen erfahrenen und guten Coach braucht. Und man erinnerte sich wieder an Svetislav Pesic.

Die Bilanz Pesics sieht gut aus:
der einzige Coach, der mit zwei verschiedenen Nationalmannschaften Europameister (1993 mit Deutschland, 2001 mit Serbien) geworden ist,
einmal Weltmeister (2002 mit Serbien),
4 deutsche Meisterschaften mit Alba Berlin (1997-2000),
1 Mal Korac-Kup mit Alba (1995),
und 2003 mit dem FC Barcelona den spanischen Pokal, die spanische Meisterschaft und die Europaliga gewann.

Momentan trainiert er bei Lottomatica Rom und zeigte die Bereitschaft den Trainerposten in Serbien wieder zu übernehmen. Es wäre wieder eine Herausforderung für diesen Ausnahmecoach. Soweit so gut, alles sieht danach aus, als ob er nur noch unterschreiben müsste und nu? Er sagt auf einmal ab – per Telefon. Ein neuer Coach ist auch da, mit Dragan Sakota vom Roten Stern Belgrad. Hm, ein typischer Balkancoach: erst in Kroatien tätig, dann lange in Griechenland (auch unter dem serbischen Detti) und nun bei Roter Stern. 2002 ist er griechischer Meister mit AEK geworden und 1991 gewann er den EuropaCup mit PAOK.

Meine Vermutung, dass etwas im Basketballbund nicht stimmt und Pesic wohl deshalb abgesagt hat, verdichtet sich.
Die Basketballlegende Zeljko Paspalj wunderte sich, dass die Wahl des Trainers bzw. die Kommunikation an sich im Basketballbund per Fax, Mails und Telefon von statten geht, anstatt bei so einer wichtigen Frage sich zu treffen und vor Ort zu regeln.
Auch der langjährige ehemalige FIBA-Generalsekretär Borislav Stankovic äußerte die Befürchtung, dass der Basketballbund mit dieser Praxis das Land und die FIBA beschämen wird. Man habe weder mit Pesic, noch jetzt mit Sakota gesprochen, noch ihre Programme angeschaut. Es ist nicht einmal klar, ob Sakota, wenn er den Posten als Nationaltrainer übernehmen sollte, auch weiterhin Coach bei Roter Stern bleiben kann.

Ich glaube die nächste große Blamage bei einem großen Turnier für ein Land mit großer Basketballtradition steht bevor.

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