Mittwoch, März 11, 2009

Semantic challenged

Vor langer Zeit schrieb ich hier über Gesinnungs- und Verantwortungsethik und auch darüber, dass jemand durchaus eine gute Gesinnung haben kann, aber schlechtes anrichtet. Sehr frei nach Mephistopheles eben jene Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft.

Darunter fallen meiner Meinung nach Antidiskriminierungsgesetze. Die Idee ist gut, allerdings gibt es einige negative Effekte, z.B. dass Arbeitgeber zu sehr Angst haben, ein echtes Feedback zu geben, wenn ein Bewerber nicht genommen wird. Mit einem echten Feedback könnte ein Bewerber mehr anfangen, als mit "wir haben jemanden, der noch besser zu uns passt...".

In Serbien wird momentan über ein Antidiskriminerungsgesetz gesprochen, schließlich will man in die EU. Ein Argument war tatsächlich, dass das eine Bedingung für visfreies Reisen in die EU sei (ich glaube über Visafreiheit schrieb ich hier schon vor langer Zeit...). Eine Echte Diskussion über Sinn und Unsinn gibt es nicht. Wenn sich die Glaubensgemeinschaften Serbien nicht zu Wort gemeldet hätten.

Doch genug zum Auslöser meines Schreibens. Mir geht es mehr um die Antidiskriminierungsgesetze und die politische Korrektheit, die damit einhergeht.

Auch hier greifen dieselben Mechanismen. Gesinnungstechnisch zu begrüßen, aber ob es tatsächlich etwas Gutes schafft?

Früher bezeichnete das Wort Krüppel (kröpel) jemanden, dem Gliedmaßen fehlen oder der in seiner Bewegungsfähigkeit behindert ist.

Das semantische Feld hat sich geändert und es wurde zu einem Schimpfwort. Wie mittlerweile auch Behinderter ("Behindi") zu einem wurde.

Eine Änderung der semantischen Felder sehen wir auch im Mutterland der politischen Korrektheit.

Negro -> black people -> colored people -> Afro-Americans.

Ich gebe hier Slavoj Žižek recht. Sprachpolitik und Änderung semantischer Felder hat den Rassismus nich bekämpft. Er ist mit jedem neuen Wort mit gewandet, wie im obigen Beispiel "Krüpel".

Es gibt noch andere Gründe und Argumente gegen die neue Sprache der politischen Korrektheit, aber für mich ist die Intentionsfrage die wichtigeste.

Durch neue Worte und Verbot anderer Worte wird das Denken und Handeln nicht verändert. Eines der bekanntesten Fragen, um latenten Rassimus zu messen ist eben nicht, wie nennen sie XY, sondern hätten sie ein Problem, wenn ihre Tochter einen XY heiraten würde.

Es gibt hier unzählige Beispiele, vor allem die "challenged"-Bewegung, wie ich sie nennen würde.

Nicht desto trotz.

Neologismen und eine restriktive Sprachpolitik sind bestimmt nicht die Mittel, mit denen man/frau (wie man sieht, neige ich auch zur P.C.) Unterdrückung/Diskriminierung von bestimmten Gruppen erreichen kann, weil sich semantische Felder ändern, vor allem, wenn sich im Denken und Kopf nichts geändert hat.

Die Gesinnung ist schön und gut, aber bringt sie in diesem falle irgendetwas?

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