Diese russische APO ist ein buntgemischter Haufen. Neben Kasparov kann man radikale Jugenorganisationen, Nationalbolschewisten des schilernden und umstrittenen Limonovs, liberale Parteien, Menschrechtorganisationen etc finden. Bei so einer Regenbogenkoalition kann man das Ziel ganz schnell definieren: Putin weg, wir wollen die Macht. Denn gemeinsame Inhalte wird man hier schwer finden.
Vieles erinnert an das DOS-Bündnis in Serbien, welches sich auch nach allen gewonnen Wahlen immer noch DOS (Demokratische Opposition Serbiens) nannte, weil das der ehemalige kleinste gemeinsame Nenner war. Überhaupt stellt die serbische Bulldozerrevolution das A der Revolutionen im 21. Jahrhundert dar. Die Umstürze danach orientierten sich nach diesem. Ein Paradigma für alles, was folgte. Die nachfolgenden Revoluzzer nahmen auch Hilfe an, vor allem von der studentischen Organisation Otpor (Widerstand), die als Revolutionsexporteure durch die Welt reisten, sponsored by Onkel Soros.
Ukraine, Georgien, Zentralasien, Belarus. Nächste Haltestelle Russland (Die Belarus gab es nur einen kurzen Zwischenstopp).
Was hatten fast alle Revolutionen gemein. Ein Journalist wird ermodert und die Empörung ist groß. In fast jedem dieser Staaten stand ein Journalist als Synonym für Terror gegen die Medien. Die Namen wurden immer und immer wieder in Diskussion wiederholt.
Ein breites Bündnis aus meist unwichtigen Parteien und Organisationen wird geschmiedet.
Hauptadressat für Informationen war immer vordergründlich das Ausland. Denn diesem galt es zu zeigen, in welchem System man lebte (oder um sich rechtzufertigen, was man denn so treibt).
Skandale, Skandale, Skandale. Am besten, wenn man noch Familienangehörige in den Medien diffamiert.
Ahja - und Demonstrationen.
In Russland, wie oben erwähnt wurde auch demonstriert. In St. Petersburg war es laut ARD-Stuchlik sogar die friedlichste Demonstratione, die er gesehen hat. Allerdings hat man sich daraufhin geeinigt "Spazieren zu gehen". Denn ein Marsch durch die Stadt war nich genehmigt. Auch das eine Erfindung Đinđićs, der die Belgrader Spaziergäng erfand. Das war zu einer Zeit, lange vor dem Umsturz, als man nicht auf eine einmalige Demonstration setzte, sondern auf tagelanges Demonstrieren. Offiziell waren es eben Spaziergänge. Miloš
Doch kommen wir zurück nach Russland. Kasparov wurde festgenommen und durfte 30 Euro Euro strafen zahlen. Offiziell ist er nur mit einigen Bürgern spazieren gegangen, schließlich hätte man ja keine Plakatte gehabt. Das wäre doch keine Demonstration. In St. Petersburg, einen Tag später (übrigens kurz, nach dem der im englisch Exil lebende Berezovskij im Guardian meinte, Putin notfalls mit Gewalt stürzen zu wollen.) war genau daselbe, wie unser ARD-Stuchlik berichtet. Und genau hier schreitet die Polizei ein. Sie hätte auch Leute geschlagen oder festgenommen, die mit der Demo vorher nichts zu tun hatten (woher weiß er das. Es gab doch danach keine Plakatte oder dergleichen, wodurch man Demonstranten hätte ausmachen können). Er wurde auch verhaftet und all das ist eine Schande für Russland und zeige, wie nervös die Führung wäre....
Leider vergisst unser ARD-Stuchlik, dass es nicht unüblich ist, dass die Polizei einschreitet, wenn eine Demonstration nicht gemeldet ist, einen falschen Weg einnimmt, sich die führenden Sicherheitspolitiker oder G-8 Staats- und Regierungschefs treffen oder man Castortransporte behindern will. Da schlägt die Staatsgewalt zu- wort-wörtlich. Das ist kein Zeichen von Nervosität oder mehr oder weniger Demokratie - das ist Staatsräson - Staatserziehung.
Über Putins Russland und den Grad an Demokratie kann man vortrefflich diskutieren. Zum Beipsiel, dass es mittlerweile eine staatliche Alternativpartei gibt - diese etwas sozialer.
Die Staatsgewalt zu provozieren und sich dann Wundern eine auf die Nase zu bekommen regt mich auf. Lasst die Demonstrationen genehmigen, dann gibts keine Probleme. Akzeptiert Demonstrationsauflagen, dann gibts keine Probleme. Wenn Demonstrationen nicht erlaubt werden, dann erkämpft euch das Recht. Dann dürft ihr schimpfen.
Sich aber wie kleine Mädchen verhalten (Kasparov hat wohl Ahnung von Schach - von Politik wohl weniger) und dann rumzuheulen und zu sagen - guckt: wir haben keine Meinungsfreiheit ist heuchlerisch. Damit diskrediert man Menschenrechtsgruppen, die immer wieder auf echte Defizite hinweisen - in jedem Staat.
Auch Đinđić hatte eingesehen, dass man sich von diesen Spaziergängen nichts kaufen könne - höchstens westliche Sympathie und Medienaufmerksamkeit. Letzendlich hat er sich für die Revolution entschieden, wie sie im Buche stehe. Er hat sich wie ein Mann und nicht wie ein Mädchen verhalten.
Das Verhalten von ARD-Stichlik übrigens ist eine Schande für den deutschen Journalismus. Meiner Meinung nach, diskrediert sein Intverview ihn selbst ohne etwas dazu schreiben zu müssen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen