Sonntag, April 08, 2007

300

Platon versucht in seinem Werk Politeia (Der Staat) den perfekten Staat zu beschreiben. Ein schwieriges Unterfangen, das viel Energie und Zeit benötigt. Vielleicht heißt es deswegen, dass es genüge dieses Werk zu lesen, um Platons Philosophie im Grunde zu verstehen, da vieles drinnen vorkomme.

Platon also stellt eine Verbindung zwischen dem Aufbau der menschlichen Seele mit dem eines Staates her und kommt zum Schluss, dass der beste Staat der wäre, in dem die Könige Philosophen werden oder Philosophen Könige. Als Philosophen beschreibt er jemanden, der sich in der Ideenwelt bewegen könne und unterscheiden kann zwischen Realität und Schattenwelt, in der wir Menschen uns bewegen.

Und so beschreibt er auch diesen perfekten Staat, der ein Klassenstaat wäre, als Pendant zur wohlgeordneten Seele. Die Vernunft, die Philosophen, leiten den Staat. Die Wächterklasse, die kein Eigentum bestitzt, schützt ihn und der Rest arbeitet. Insgesamt herrscht Harmonie, die Klassen sind durchlässig etc. Das einmal in Kürze. Desweiteren beschreibt er, was Kinder zu lernen hätte. Er schlägt vor Homer und andere zu zensieren und bestimmte Stellen zu streichen. Musik wird fast ganz abgeschafft etc.

Er erklärt auch, wie die Philosophenausbildung von statten gehen soll - ein wahrlich langjähriger Prozess. Denn erst am Schluss könne man in die Ideenwelt blicken, allerdings würde man geblendet werden. Ein äußerst schmerzhafter Prozess. Ein Prozess, den auch Frauen machen können.

In der Neuzeit wird dieses Werk, vor allem im Zuge der Totalitarismusdebatte, stark kritisiert, u.a. von Karl Popper und Hannah Arendt. Im Grunde würde ich ihnen recht geben. Platon beschreibt tatsächlich durch Sokrates' Worte einen totalitären, "Parteien-"Staat. Die Wächterklasse kann die NSDAP, KPdSU, Armee etc sein. Es ist bemerkenswert, dass er die Wichtigkeit der Erziehung erkennt. Denn dieses ist auch totalitären Regimen wichtig - Die frühe Beeinflussung der zukünftigen Bürger. Und das ganze ließe sich fortsetzen....

Allerdings wird das gar nicht kritisiert, sondern, dass der Philosoph den Alleinanspruch auf Wahrheit habe, wie Diktatoren im Totalitarismus auch. Das stimmt allerdings nicht so. Denn der Philosophenkönig hat nie den Anspruch alles wissen zu können, sondern er versucht nur ein Bruchteil der Wahrheit wahrzunehmen, zu dem jeder Mensch im Stande wäre.

Auch wird die von mir geäußerte Kritik gerne verwendet. Zum Beispiel Musikverbot, das sehr an die Taliban erinnert. Von einigen Kritikern wird Platon deswegen gerne als Vorläufer des modernen Totalitarismus gesehen. Platon, Machiavelli und Nietzsche sind eben schuld, dass Leute wie Hitler zu solchen Ideen kommen. Auch wenn ihre Schriften aus dem Kontext genommen werden oder gar nicht verstanden wurden.

Faschismus ist nicht gut. Faschismusverdacht erst recht nicht. Und da kann sich auch ein Platon nicht schützen, der normativ versucht einen Staat zu erklären, der so funktionieren könnte, ohne zu fordern, dass es passieren soll. (Er beschreibt, dass der Philosoph, auch wenn er den richtigen Kurs kenne, sich eher zurückziehen würde, weil er ansonsten wohl umgebracht würde. Denn so lebt der Idealstaat wenigstens in der Ideenwelt und existiert doch). Es hilft ihm auch gar nichts, dass er in einem anderen Zeitalter lebte.

Denn wir, die politisch korrekte Generation, wissen was moralisch gut und was böse ist.

Nun zur Zeit läuft der Schinken "300" in den Kinos. Kritik kommt von allen Seiten. Die Perser würden falsch dargestellt, der Film sei faschistoid (Die Spartaner sowieso und die Athener pädophil), es sei ein Durchhaltefilm, ein Film, der den Krieg gegen den Iran vorbereiten soll etc...

Es stimmt durchaus, dass sich das Perserbild geändert hat, seitdem Historiker andere Quellen verwenden, als die griechischen. Es stimmt auch, dass Hollywood oft Propagandaschinken in die Welt gesetzt hat und das Militär nach dem Vietnamkrieg bis Top Gun sich lange nicht getraut hat, Verträge mit der Filmindustrie zu schließen. Heute ganz anders. Am besten sieht man das an den Feindbildern: Böse Deutsche, böse Sowjets, böse Serben, böse Araber und nun böse Perser/Iraner?

Aus welcher Ecke wieder die Kritik kommt, erinnert mich eben an Platon. Da wird aus der heutigen Zeit eine andere Epoche kritisiert etc. Deswegen bleibt mir nichts anderes übrig, als mir diesen Film anzuschauen, evtl zu schmunzeln und sehen zu welchem Urteil ich komme.

Bis dahin habe ich nur:

Harald Schmidts Erklärung

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