Montag, März 13, 2006

Slobo ist tot

Slobo ist tot!

Obwohl ich ihn nie Slobo, sondern immer nur Milosevic nannte, weil mir eine Nähe fehlte und ich eine Diminutivform für falsch hielt, wählte ich diese Überschrift, weil er, wie eben nur wenige Politiker, wie z.B. Helmut Kohl mehr als die Hälfte meines Lebens ausmachten und auch teilweise bestimmten.

Gerade deswegen dachte ich, die nächste Zeit verschiedene persönliche Posts zum Komplex Milosevic zu bringen – unter dem Motto „Slobo und ich“. Zudem eignet sich wohl nichts Besseres als ein Weblog, solche persönliche Eindrücke zu vermitteln.

Ein weiterer Grund, neben der Länge seines politischen Wirkens, für mehrere Beiträge zu diesem Thema ist, dass er in den verschiedenen Zeitabschnitten (Kalter Krieg / Wende / Bürgerkriegszeit / Antiterrorkampf) der Weltgeschichte immer ein kontrovers diskutierter Mensch war und dies gerade zu verschiedensten Mythenbildungen auf allen Seiten betrug.

Man konnte jede Einschätzung zu ihm lesen, u.a. dieselben Personen änderten oft ihr Bild:
ein Wirtschaftsliberaler, ein Weißer/Konterrevoluzzer, ein Betonkommunist, ein Nationalist, ein Nationalkommunist, ein Opportunist, die Wiedergeburt Hitlers, ein Faschist, ein Antifaschist, der Hauptschuldige für die Balkankriege, ein Schuldiger dieser Kriege, ein Friedensengel, ein Opfer der und Kämpfer gegen die Neue Weltordnung… .

Interessant in diesem Zusammenhang ist, wer was wann über ihn sagte. Denn klare Linien sind nicht erkennbar.

Fangen wir auf dem Balkan an. Jeder Politiker hat mit, als auch gegen ihn Politik betrieben. Fast jeder – große Ausnahme ist Kostunica, momentaner Premier in Serbien.

International wurde er gelobt und getadelt.

Für die Clintonadministration beispielsweise gehörte der, wie immer gerne von Amerikanern hervorgehoben wurde, sehr gut englisch sprechende Milosevic zu jenen Politikern, die auch in jeder westlichen Demokratie Karriere gemacht hätten. Mitte der 1990er wurde er Friedensfürst und Garant für Clinton. Ende der 1990er zu einem Feind, den es zu eliminieren galt, weil er sich nicht als Verbündeter zeigte.

Andererseits verwundert es einen, wer Unterstützer Milosevics wurde, nach dem er kein politisches Amt mehr bekleidete. Wobei man auch hier vorsichtig sein muss. Es gab Leute, wie Peter Handke, die ihn in Schutz nahmen, aber nicht Anhänger waren.
Nichtsdestotrotz gehören dazu Kämpfer gegen die „Neue Weltordnung“, wie der ehemalige US-Justizminister, Staatsanwalt, Kämpfer für die Rechte der Afroamerikaner, Ramsey Clark, der auch juristischer Berater Milosevics in Den Haag war und der britische Literaturnobelpreisträger von 2005 Harold Pinter.

Kontrovers wurde auch das Gerichtsverfahren diskutiert und nun eben auch sein Tod. Deswegen kommen nun, im unregelmäßigen Abstand persönliche Beiträge zu diesem Themenkomplex Milosevic.

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